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XVII.
und
Tod
Krankheit,
fchriftlicher Nachlafs.
Wiffenfchaft, auf Welchem {ich Dürers Kenntniffe in Mathe-
matik, Geometrie, Perfpective befinden, zu beurtheilen. Um
fo merkwürdiger {incl uns die künftlerifchen Nutzaxiwendungen,
welche er davon macht. Sie fiehen zum Theil noch unter
dem Einfluffe der fpätgothifchen Bauweife, welche damals
in Nürnberg noch die Kunfigewerbe, insbefondere das Gold-
fchmiedehandwerk, fafl ausfchliefslich beherrfchte. Begreif-
licherweife Pcand die Geheimlehre der alten Bauhütte bei
Dürer, dem gelernten Goldfchmicde, in hohem Anfehen und
in der vUnterweifungx heifst es oft, dafs die wlcünftlichen (fo
viel wie: kunftreiichen) Steinmetzen hübfche, feltfame, wunder-
liche Dinge zu machen wiffexm. Mittelft der Regeln des
wdeutfchen StClIIIIICtZCIIgYLIHdCS(f conltrrliert Dürer dann nicht
blos gothifchc, fondern auch antikifierende Formen, indem
er die geometrilche Schneckenlinie zu einem vHorneiffem
d. i. einer Volute an einem Capitäl und zu den Laubboffen
oder Krabben eines Bifchofftabes, die Parabel zu einem
Thurmdache und zu den Blättern eines korinthiüerenden
Capitäls verwendet. In Verbindung mit den aus dem Auf-
riffe verfchränkter Vielecke Üch ergebenden Durchkreuzungen
von Linien werden gleicherweife Pfeiler fpätgothifchen Stiles
und antikifierende Säulen hergeflellt und eine Reihe iüber-
fchiefsender Geflmfe, die man unten an den Pfeilern brauchte,
theils der einen, theils der anderen Stilform angehörend,
Pcehen zur Auswahl neben einander. Daneben wieder viel
feltfames Mafswerk aus dem Zirkelbogen gebildet und ein
künftliches Netzgewölbe für diejenigen, welche xgrofse Liebe
haben zu feltfamen Reibungen in den Gewölben zu fchliefsen
von Wohlftandes wegena. Schliefslich conftruiert Dürer mit
Zirkel und Richtfcheit die Buchftaben des antiken fowohl,
wie des gothifchen Alphabetes, und zwar von erfterem
mit befonderer Sorgfalt die fchöne Majuskel, von letz-
terem blos eine allzu nüchterne Minuskel. Diefer Theil
von Dürers Schrift iPt öfter von Kalligraphen befonders
benützt worden, fo 1529 in dem zu Saragoffa erifchienenen
Werke des Juan de Yciar, 155 3 durch Wolfgang Fugger,