Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XVII. 
Krankheit, 
Tod und 
fchriftlicher 
N achlafs, 
als SchriftPteller und Gelehrter zu gelangen, kann daher 
kaum die Aufgabe einer kunfigefchichtlichen Darfiellung 
fein. Dazu fehlt es noch an den Vorarbeiten, deren Grund- 
lage zunächft eine kritifche Ausgabe fämmtlicher wiffenfchaft- 
lichen Schriften Dürers bilden müfste. Ich habe daher  wie 
fchon der Titel diefes Buches anzeigt  von vornherein 
darauf verzichtet, die theoretifchen Arbeiten des Meifters 
mit der gleichen Ausführlichkeit zu behandeln, wie feine 
Kunftwerke. Es konnte nicht meine Abficht fein, ein Buch 
im Buche zu fchreiben. Glaubte ich doch die längfte Zeit 
die Studien auf diefem weiten Gebiete den bellen Händen 
anvertraut; und gemeinfam mit A. v. Zahn hoffte ich noch 
an der weiteren Verfolgung derfelben mich zu betheiligen. 
Ja es überfteigt vielleicht überhaupt die Kräfte und den 
Wiffenskreis des Einzelnen, einer fo vielfeitigen Geiftes- 
thätigkeit auf allen ihren Spuren zu folgen. Die Künft- 
gefchichte fteht hier vor denfelben ungeheueren Schwierig- 
keiten, wie bei Leonardo da Vinci. 
Unter (liefen Umftänden fand ich es räthlich, in der 
gefchichtlichcn Darftellung von Dürers theoretifchen Arbeiten 
im Grofsen und Ganzen abzufehen und nur eine kurze 
Ueberficht deffen, was wir heute davon wiffen und für 
wiffenswerth halten, hier am Schluffe zufammenzuiiellen. 
Das Bild, welches wir von dem künftlerifchen Entwickelungs- 
gange Dürers gewonnen haben, ward durch die Ausfonderung 
feiner fchriftftellerifchen Thätigkeit keineswegs beeinträchtigt; 
denn die Kunftfchöpfungen des Meifters find weit entfernt, 
mit feinen theoretifchen Ergebniffen und Vorfchriften überall 
in Einklang zu ftehen, noch weniger erfcheinen fie durch 
diefelben bedingt. Wie vielmehr überhaupt alle Kunfttheorie 
und Kunftlehre erft im Gefolge der Kunliübung auftritt, 
fo find {ie auch bei Dürer nicht fowohl die Träger, als die 
Frucht fchöpferifcher Thätigkeit. Die Kunfi iPc ja immer 
nur gemacht, nie gepredigt worden; und es darf uns daher 
nicht Wunder nehmen, wenn wir die kühnen Rathfchläge 
und fpitzfindigen ConPcructionen aus Dürers Schriften in
	        
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