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XVII.
Krankheit,
Tod
und
fchriftlicher
Nachlafs,
rückkehrenden Schrittes. Nicht vergönnt War es mir, das
theure Haupt zu berühren, die Hand zu faffen und dem
Scheidenden ein letztes Lebewohl zu fagen; denn kaum
hattefi du die müden Glieder dem Lager vertraut, als auch
fchon der Tod eilends dich dahinrafftea etc. 1)
S0 hinderte die Krankheit Dürer bis kurz vor feinem
Tode nicht ganz an feiner Thätigkeit. Wohl aber mufste
er {ich im gefelligen Verkehre, bei dem es damals in Nürn-
berg, zumal in Pirkheimers Haufe, ohne reichlichen Genufs
von Speife und Trank nicht abging, manche Zurückhaltung
auferlegen. Er war fchliefslich fehr abgemagert oder, wie
{Ich Pirkheimer in feiner böfen Epiftel an Tfcherte fpäter
ausdrückte: wer war ausgedorrt wie ein Schaub (das iFt ein
Bündel Stroh), durfte nirgends keinen guten Muth mehr
fuchem etc. Ueber Dürers Ausfehen in feiner letzten Zeit
giebt uns ein grofses Proßlbildnifs Auffchlufs, das nach
feinem Tode im Jahre 1528 in Holzfchnitt veröffentlicht
wurde?) Es zeigt den göjährigen Meifter freilich ftark ver-
ändert und über Gebühr gealtert. Die grofse Nafe fpringt
auffallend ftark hervor, desgleichen die Backenknochen, dafs
der ganze Kopf dadurch kürzer und kleiner erfcheint. Das
Haar ift ftraff und in der Halshöhe abgefchnitten; die Bärte
flnd auch kurz, aber ftark, voll und borftig vorfpringend,
die Kopfhaltung erfcheint etwas vorgebeugt das ift nicht
mehr das Löwenhaupt von ehedem, es ift der entkräftete
I) Elegia Bilibaldi Pirckeymheri
in obitum Alberti Düreri:
Qui mihi tam multis fueras iunctissi-
mus annis,
Alberts, atque meae maxima pars
animae,
Quocum sermones poteram conferre
suaves
Tutus, et in fidum spargere verba
sinum,
Quur subito infelix moerentem linquis
amicum
Et celeri properas non redituro
pede?
Non caput optatum licuit, non tan-
gere dextram,
Ultima nec tristi dicere verba vale,
Sed vix tradideras languentia. membra.
grabato,
Quum mors accelerans te subito
eripuit etc.
Abgedruckt als Anhang auf dem vor-
letzten Blatte der Proportionslehre,
2) Bartfch Nr. 156; Heller 1953
unter Dürers Werken,