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XII.
Gemälde.
Die grofsen
wundenen Mängel der Linearperfpektive zuzufchreiben, wie
auch das von ihm bereits aufgegebene Zufammenfaffen ver-
fchiedener Zeitpunkte der Handlung in einer Bildfläche.
Von weffen Hand aber diefe zwei Felder ausgemalt
wurden, ift fchwer zu befiimmen. Der reichliche, helle
Baumfchlag auf beiden und die Figur des ganz in Weifs
gekleideten Henkers der heil. Katharina erinnern an Hans
Schäufelein; doch ift es fehr ungewifs, ja unwahrfcheinlich,
dafs derfelbe, wie etwa um das Jahr 1502, auch nach der
Venetianifchen Reife Dürers noch in deffen Werkftätte ge-
arbeitet habe. Unzweifelhaft ift dagegen die Mitwirkung
von Dürers jüngftem Bruder Namens Hans, dem nachmaligen
königlich polnifchen Hofmaler in Krakau. Hans war be-
kanntlich ein Schüler Albrechts und damals I8 Jahre alt.
Er war noch in der Werkitatt des Bruders thätig, und
Jakob Heller fchenkte ihm fchliefslich zwei Gulden wzum
Trinkgelda, was doch auf eine befondere Betheiligung an
der Arbeit fchliefsen läfst. Vielleicht haben wir es alfo
hier mit Jugendarbeiten Johann Dürers zu thun, von dem
bisher noch keine beglaubigten Werke bekannt flnd.
Die unteren Theile der Inneniiügel zeigten, entfprechend
den Martyrien ihrer beiden Namensheiligen, die Bildniffe
von Jakob Heller und von feiner Frau Katharina von
Mehlem.
Die Stücke, in früheren Zeiten abgefagt, befinden {ich
jetzt wieder bei den Flügeln. Die beiden Stifter flnd je in
einem Gewölbefegmente knieend und betend dargefrellt;
vor jedem das Familienwappen auf dem Boden, das redende
Wappen der Heller: ein Sparren zwifchexi drei Münzen von
Gold auf blauem Grunde; das der Mehlem ein rother Krebs
in weifsem Felde. Irgend bedeutende Arbeiten Dürers flnd
auch diefe Stücke nicht. Dazu ift der ziemlich kräftig auf-
getragene Farbenkörper von tiefen Sprüngen zerriffen, theil-
weife fogar ganz abgefallen, fo dafs die Bildchen ein fehr
unfcheinbares Ausfehen erhalten haben. Immerhin verrathen
aber die kleinen fehr gefchickt hingellellten Figuren den