Krankengefchichte.
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Erft die Niederländifche Reife untergrub dauernd die
Gefundheit Dürers. Indefs er der Pefi, welche in Nürnberg
wüthete, zu entrinnen vermeinte, holte er flch am Geftade
der Nordfee die tückifche Krankheit, die ihn vor der Zeit
dahinraffeu follte. Die ungewohnten Strapazen der Reife,
die ungeordnete Lebensweife im fremden Lande und die
fortgefetzten Verlockungen einer überreichlichen und üppigen
Gaftfreundfchaft fchädigten den immerhin zarten Organismus
des Meifters rafcher, als es die lebenslangen Exceffe des
Genius vermocht hätten. Auch können wir Dürer doch
nicht ganz frei fprechen von der alten germanifchen Erb-
fünde, von der Prinz Hamlet fagt, iie mache verrufen uns
in Oft und Wefi. Der Wein fpielt eine ziemliche Rolle in
dem niederländifchen Tagebuche Dürers, und fo manchen
Stüber verzeichnet er als mit luftigen Gefellen vertrunken
und verfpielt. Der häufige, wenn auch nicht iibermäfsige
Weingenufs mag das Uebel, an welchem Dürer fpäter litt,
vorbereitet und gezeitigt haben.
Ein ernftliches Unwohlfein befällt Dürer zuerft auf der
abenteuerlichen Fahrt nach Zeeland, die er im December
1520 unternahm, blos um den vom Sturmwinde an's Land
gefchwemmten Wallfifch zu fehen. Ahnungslos deutet Dürer
felbft das Ungefunde der Küftengegend an, indem er von
dem Riefenthiere fagt: vUnd der Fifch kam nicht vom
Land; das Volk fähe gern, dafs er fort wäre, denn fie
fürchten den Geftank; denn er iPt fo grofs, dafs f1e meinen,
man könne ihn nicht in einem halben Jahre zerhauen und
Thran aus ihm fiedena. Gleichwohl hatte ihn, als Dürer
endlich ankam, die Fluth wieder fortgenommen. Unterwegs
kaufte Dürer für theures Geld eine Kotze, offenbar zum
Schutze gegen das kalte Ftürmifche Wetter, wo nicht be-
reits gegen F ieberfchauer. Denn im Frühjahre darauf, oder
noch fpäter, trug Dürer die Bemerkung nach: vUnCl da ich
vormals in Zeeland war, da überkam mich eine wunderliche
Krankheit, von der ich nie von keinem Mann gehört, und
diefe Krankheit hab" ich nocha. Er gedenkt deffen bei