Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XVI. 
Reformation. 
Die 
Unterfchriften von den Originalen wegfchneiden und an die 
Copien anfetzen, die er fchleunigft nach Nürnberg zurück- 
fchickte. S0 befinden fich diefelben noch mit den angeflickten 
echten Infchriften dort auf dem Rathhaufe 1). 
Schwerlich dürfte {ich ein zweites Kunltwerk aufweifen 
laffen, das bei fo großartiger Einfachheit fo gedankenfchwer, 
fo reich an tieferen geiftigen Beziehungen ifi, wie die Vier 
Apoftel oder die Vier Temperamente von Dürer. Sie find 
fein Teitament als Künftler, als Menfch, als Patriot und als 
evangelifcher Chrift. Diefen Bildern gegenüber verftehen 
wir die Ausfprüche, die Dürer in jenen Jahren gegen Melanch- 
thon that und von denen diefer am I7. December 1547 in 
feinem Briefe an Georg von Anhalt fchreibt 7): wich erinnere 
mich, wie der an Geift und Tugend ausgezeichnete Mann, 
der Maler vAlbrecht Dürer fagte, er habe als Jüngling die 
bunten und vielgefialtigen Bilder geliebt, und habe bei der 
Betrachtung feiner eigenen Werke die Mannigfaltigkeit eines 
Bildes ganz befonders bewundert. Als älterer Mann habe 
er aber begonnen, die Natur zu betrachten und deren 
urfprtingliches Antlitz nachzubilden, und habe erkannt, dafs 
diefe Einfachheit der Kunit höchfte Zierde fei. Nun nicht 
mehr im Stande, diefe zu erreichen, habe er bei der 
l) A, Reindels Stich ifl zumeifi 
nach diefen Copien gemacht und da- 
her ungenügend und Rumpf in den 
Formen. Den letzten Refl von Dü- 
rers Werken, der dann noch auf dem 
Rathhailfe geblieben war, verfchenkte 
der Rath im Jahre 1635 an König 
Karl I, von England, der Hch dafür 
in einem Schreiben de dato e nostro 
palatio Westmoimastzj die XVIII. Martij 
1636 bedankte. Baader, Beiträge, I4, 
2) Memini virum excellentem in- 
genio et virtule Albertum Durerum 
pictorem dicere, se iuvenem Horidas 
et maxime varias picturas amasse, 
seque admiratorem suorum operum 
valde laetatuln esse contemplantem 
hanc varietatem in aliqua pictura. 
Postea se senem coepisse intueri na- 
turam et illius nativam facieln imitari 
conatxun esse, eamque simplicitatem 
tunc intellexisse summum artis decus 
esse. Quam cum non prorsus adsequi 
posset, dicebat se iam non esse ad- 
miratorem operum suorum ut olim, 
sed saepe gemere intuentem suas ta- 
bulas ac c0gitanten1 de inflrmitate 
sua. Tantum cum fuerit illius viri 
Studium in arte non summa, saepc 
doleo et indignor, non esse similem 
diligentiam nostri ordinis in qumrenda 
simplicissima explicatiolme doctrinze 
coelestis, Abgedruckt; Melanchthon, 
Epistolaruln L. I, Viteb. 1570. p. 100. 
Strobel MiscelL litt. Inh. VI. 2x0,
	        
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