234
XVI.
Reformation.
Die
Unterfchriften von den Originalen wegfchneiden und an die
Copien anfetzen, die er fchleunigft nach Nürnberg zurück-
fchickte. S0 befinden fich diefelben noch mit den angeflickten
echten Infchriften dort auf dem Rathhaufe 1).
Schwerlich dürfte {ich ein zweites Kunltwerk aufweifen
laffen, das bei fo großartiger Einfachheit fo gedankenfchwer,
fo reich an tieferen geiftigen Beziehungen ifi, wie die Vier
Apoftel oder die Vier Temperamente von Dürer. Sie find
fein Teitament als Künftler, als Menfch, als Patriot und als
evangelifcher Chrift. Diefen Bildern gegenüber verftehen
wir die Ausfprüche, die Dürer in jenen Jahren gegen Melanch-
thon that und von denen diefer am I7. December 1547 in
feinem Briefe an Georg von Anhalt fchreibt 7): wich erinnere
mich, wie der an Geift und Tugend ausgezeichnete Mann,
der Maler vAlbrecht Dürer fagte, er habe als Jüngling die
bunten und vielgefialtigen Bilder geliebt, und habe bei der
Betrachtung feiner eigenen Werke die Mannigfaltigkeit eines
Bildes ganz befonders bewundert. Als älterer Mann habe
er aber begonnen, die Natur zu betrachten und deren
urfprtingliches Antlitz nachzubilden, und habe erkannt, dafs
diefe Einfachheit der Kunit höchfte Zierde fei. Nun nicht
mehr im Stande, diefe zu erreichen, habe er bei der
l) A, Reindels Stich ifl zumeifi
nach diefen Copien gemacht und da-
her ungenügend und Rumpf in den
Formen. Den letzten Refl von Dü-
rers Werken, der dann noch auf dem
Rathhailfe geblieben war, verfchenkte
der Rath im Jahre 1635 an König
Karl I, von England, der Hch dafür
in einem Schreiben de dato e nostro
palatio Westmoimastzj die XVIII. Martij
1636 bedankte. Baader, Beiträge, I4,
2) Memini virum excellentem in-
genio et virtule Albertum Durerum
pictorem dicere, se iuvenem Horidas
et maxime varias picturas amasse,
seque admiratorem suorum operum
valde laetatuln esse contemplantem
hanc varietatem in aliqua pictura.
Postea se senem coepisse intueri na-
turam et illius nativam facieln imitari
conatxun esse, eamque simplicitatem
tunc intellexisse summum artis decus
esse. Quam cum non prorsus adsequi
posset, dicebat se iam non esse ad-
miratorem operum suorum ut olim,
sed saepe gemere intuentem suas ta-
bulas ac c0gitanten1 de inflrmitate
sua. Tantum cum fuerit illius viri
Studium in arte non summa, saepc
doleo et indignor, non esse similem
diligentiam nostri ordinis in qumrenda
simplicissima explicatiolme doctrinze
coelestis, Abgedruckt; Melanchthon,
Epistolaruln L. I, Viteb. 1570. p. 100.
Strobel MiscelL litt. Inh. VI. 2x0,