Volltext: Dürer (Bd. 2)

Apoflelbilder 
und 
Studien, 
277 
denn es ifl: nur der Kopf eines Modelles, der wiederholt 
vorkömmt. Diefelbe Figur ward, vielleicht aus gleichem 
Grunde, bereits im XVI. Jahrhundert, als fich der Nachlafs 
Dürers noch in Nürnberg befand, von einem Fälfcher in die 
Contouren eines unvollendet gebliebenen Kupferftiches auf- 
genommen, der Chrifttxs am Kreuze darftellt mit mehreren 
Figuren, darunter rechts befagter Johannes. Schon Sandrart 
gedenkt diefes grofsen unvollendeten Crucifixes, das feitdem 
als Rarität immer wieder in den Köpfen der Liebhaber 
fpukt 1). Dagegen wird jedoch der grofse Holzfchnitt: 
Chriflus am Kreuze umfchwebt von drei Engeln, welche in 
Kelchen fein Blut auffangenü), auf eine Zeichnung Dürers 
aus dem Anfange der zwanziger Jahre zurückzuführen fein. 
Nur die alten Drucke, auf denen von dem unteren Engel 
blos der Oberkörper fichtbar ift, geben die einfache Gröfse 
des Entwurfes fcharf wieder; f1e lind fehr felten. In den 
fpäteren Drucken erfcheint ein zweiter Holzflock von fremder 
roher Arbeit unten angefügt, der das Gewand und die Hand 
des Engels und den Fufs des Kreuzesflammes ergänzt. S0 
ward das Blatt zu einem Ablafsgebete benützt und endlich 
noch von Derfchau abgedruckt. Im Jahre 1523, da fich 
Dürer fo eifrig mit ApoPcelPcudien befchäftigte, entwarf er 
auch noch einmal das letzte Abendmahl zu dem fchönen 
Holzfchnitte diefes Jahres in Querfolio; und zwar verfammelte 
er die Apoftel mit dem Heilande um einen langen fchmalen 
Tifch, wie dies die Italiener zu thun pflegten (B. 53). Merk- 
würdig ift das Vorßudium dazu, eine Federzeichnung in der 
Albertina, gleichfalls von 1523; darauf verfuchte es Dürer, 
Jefum mit Johannes an die eine Schmalfeite der Tafel links 
zu fetzen 3). Da überzeugte er fich wohl gleich, dafs es ihm 
Dürer, "mit 1 Iiolzfchnitt im Deutfchen 
KunPcblatt 1850, Nr. 38, S. 297, 
Auch lithogr. in L, Förffers Copien 
aus der Albertina. 
I) Ileller Nr, 2250; Paffavant Nr. 
109; Retberg Nr, 253, Vergl. Haus- 
mann a. 21. O. 39H". Es gicbt von 
diefer Fälfchung auch noch eine täu- 
fchende Copie von Nufsbiegel, 
2) Bartfch 58; Heller 1643, 
3) Abbild, in der Gazette des 
Beaux-Arts 1879. I. 261,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.