Muffe].
Holzfchuherl
Apoüelbilder.
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und das fchräge Herausblicken von der Seite verleiht den
wohlwollenden Zügen einen Anflug von Schalkhaftigkeit.
Der rofige Fleifchton ftraft das Weifs in Haar und Bart
Lügen. Die warme, offenbar individuelle Farbe des Fleifches
erleidet durch die Abtonung in feine graue Schatten keine
Einbufse, und die Haare an Scheitel und Bart find mit
einer Sorgfalt und Leuchtkraft ausgeführt, wie iie Dürer
nur in feiner beften Zeit anwandte. Von dem dunklen
Pelzwerke und dem fchwarzen Damaft des Rockes fiechen
diefelben grell ab; doch rnufs der lichtere fieingrüne Hinter-
grund zu dem Silberweifs vortrefflich geflimmt haben. Der-
felbe ward leider zu Anfang unferes Jahrhunderts von Rotter-
mund ganz dunkel übermalt bis auf den Streifen mit der
Schrift links oben. Dabei haben nur die angrenzenden
Haarpartien ein wenig mit gelitten. Auch vereinzelte Re-
touchen im F leifche find fo geringfügig, dafs der fonft vor-
züglichen Erhaltung des Bildes dadurch kein Eintrag gefchieht.
Das Täfelchen hat noch den urfprünglichen Rahmen oder
das Futteral mit einem verfchiebbaren Deckel, auf welchem
mit breiten Pinfelficrichen das Wappen der Holzfchuher in
einem Kranze gemalt ift.
So fehen wir Dürer am Schluffe feiner künftlerifchen
Thätigkeit vornehmlich bemüht, noch für den Nachruhm
der Freunde zu forgen, indem er deren Bildniffe in Kupfer,
Holzfchnitt oder im Gemälde verewigte. Zum Theile waren
es wohl ältere Verfprechen, die er {ich beeilte einzuholen,
bevor es zu fpät war. Zugleich aber hegte Dürer noch
den Ehrgeiz, in einem letzten grofsen Gemälde Zeugnifs
zu geben von feinem fortgefchrittenen Gefchmacke und es
als ein Denkmal feiner patriotifchen und religiöfen Gefinnungen
der Vaterfiadt zu hinterlaffen. Die Frucht diefes Gedankens
find die fogenannten wVier Temperamenteß, vollendet im
Jahre 1526, gegenwärtig in der Pinakothek zu München.
In diefem Werke ift der ganze MeiPter noch einmal ent-
halten, fo wie er mit feiner KunPt, feiner Speculation und
feiner religiöfen Weltanfchauung zum Ziele gelangt war;
Tbaufing, Dürer. u. 18