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XVI.
Die Reformation.
gemalt habe. Und diefe meine Vermuthung wird dadurch
beftätigt, dafs die betreffende Kreidezeichnung mit dem Jahre
IST 7, dem Monogramm und dem Namen des Dargeftellten
von Dürers Hand noch vorhanden iPc. Sie befindet {ich
im Befitze von M. Dumesnil in Paris und dürfte ohne Zweifel
als Vorlage für das posthume Gemälde gedient haben.
Daher vielleicht der trockene Fleifchton bei aller Sorgfalt
der Ausführung. Auf dem Gemälde trägt Muffel eine
fchwarze Pelzfchaube und ein golddurchwirktes Haarnetz.
Das Original befand {ich in der Pommersfeldener Galerie,
kam von dort für einen hohen Preis in den Befltz des
rufüfchen
Liebhabers
Narifchkine
Paris
und
neuePcer Zeit
in die Galerie der königlichen Mufeen in Berlinl). Zwei
Copien darnach fincl noch im Privatbefitz zu Nürnberg;
eine derfelben im Germanifchen Mufeum ausgeflellt.
Das dritte und weitaus das bedeutendfle Bildnifs des
Jahres I 526 Prellt Hieronymus Holzfchuher dar, der gleich-
falls Septemvir und Dürers Freund und Meinungsgenoffe
war; er war geboren I469 und Pcarb am 9. Mai 1529.
Auch ihm hatte Dürer ein Gefchenk von der Niederländifchen
Reife nuitgebracht, und zwar wein übergrofses Horne 2).
Das Gemälde befindet {ich heute noch im Beütze der Holz-
fchuherTchen Familie und iPr gegenwärtig dem Germanifchen
Mufeum in Nürnberg leihweife zur Ausüellung überlaffen.
Es giebt darnach einen guten Kupferfiich von Friedrich
Wagner vom Jahre 1843 Zum letztenmale fehen wir
hier Dürers xgTOfSCII Fleifsa auf ein Gemälde angewendet.
Das Bildnifs Holzfchuhers ifi eines der koflbarllen Denkmäler
feiner Malerei. Schon die Auffaffung des edelgebildeten,
noch frifchen und blühenden Graukopfes iPc eine ungemein
lebendige. Der Glanz der hellen Augen wird durch die
Spiegelung der Fenilerkreuze in den Pupillen noch erhöht
I) Stich von Gaujean in der Ga-
zette des Beaux-Arts. 1383. II, 222.
Von der zuvorgenannten Zeichnung
giebt es einen Stich von Leroy.
2) Biedermann, Taf, 173; Dürers
Briefe, 113, 25.
3) Abbild, im Text unferer franz,
Ausgabe S. 485.