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XVI.
Die Reformation,
Zeichnung auf den Holzftock; halbe Figur, eine Papierrolle
in der Rechten'). Es gefchah vermuthlich 1526, denn in
diefem Jahre berichtet Heffe felbfi, dafs ihn Dürer porträtiert
habe?) Ein Bildnifs Heffes von Dürer in Silberftift ge-
zeichnet, doch jetzt ftark verwifcht, befindet {ich im Britifchen
Mufeum. Aus dem Jahre 1526 flammt auch Dürers letzte
religiöfe Darftellung in Holzfchnitt, die heilige Familie mit
den zwei nackten Kindern, die fpielend im Vordergrunde
fitzen; ein niedliches kleines Blatt, ungemein zierlich und
fein gefchnitten (B. 98).
In demfelben Jahre n1alte Dürer auch die Madonna
noch einmal in halber Figur und beinahe lebensgrofs in
beengtem iRaume auf fchwarzem Grunde. Sie trägt ein
rofenrothes Kleid, ift ganz von vorne gefehen und hat die
Augen niedergefchlagen, das blonde Haar hinter die Ohren
geftrichen, auf die Schultern herabfallend; fxe hält in der
Linken einen länglichten Apfel, auf dem rechten Arme das
Chriftuskind, welches wieder in der Linken eine blaue Korn-
blume
hält.
Das
Kind
hat
einen
auffallend
Harken
Ober
kopf bei kleinlichen Formen und blickt ängPrlich rechtshin
empor. Die Ziige der Mutter lind edel und würdig, doch
ohne alle Innigkeit des Ausdruckes; ihr Mund klein, der
Hals lang. Uebrigens hat das Bild durch Reibung und
Uebermalung fehr gelitten, namentlich in den unteren Theilen
der Geliebter. Die Madonna mit der Kornblume befindet
Üch
in der
Daran
Galerie der Uffizien in Florenz (N0. 786).
reihen {ich drei lebensgrofse Bildniffe aus
dem
I) Heller 2172; Paffavant 218;
Retberg 267; ein Flugblatbt mit bei-
gcdruckten Verfen auf beiden Seiten
und der Jahreszahl 1527. Doch fah
ich einen Abdruck ohne diefe Jahres-
zahl, deffen Unterfchrift: Talis
enim laulcluram Pegnesi Eobanus ad
urbem Post septem vitze condita lustra
fuit gar auf das Jahr I 52 3 fchliefsen
liefse, wenn Heffe 1488 geboren ifl,
zu Bockendorf in Heffen. 1523 War
aber Neffe noch kaum in Nürnberg,
Auf der Rückfeite des Blattes der
Titel: In imaginem Eobani Hessi Sui
ab Alberto Dürero huius aetatis Apelle
graphice expressam, aliquot Epi-
gramma. etc.
2) Kämmel, Joachim Carnerarius in
Nürnberg, Zittau 1862, S. 15. Dafs
Heffe den Ausdruck pingere ge-
braucht, fpricht noch keineswegs für
ein Gemälde.