Varenbülel:
Eoban Heffe,
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Ueberfchneidungen des unvollfländigen Profiles {ind mit un-
glaublicher Sicherheit getroffen. Noch deutlicher als der
Holzfchnitt felbPc, zeigt dies die Originalzeichnung, welche
zu demfelben gedient hat und flch nun in der Albertina
befindet. Sie ift gleicher Gröfse wie der Holzfchnitt, doch
im Gegenfinne zu diefem mit zweierlei Holzkohle gemacht,
das Fleifch, Haar und Haarnetz mit bräunlicher, das Uebrige
mit fchwarzer. Das kühne Vorfpringen der Nafenwurzel
und die Schwellung der fcharf aufgeworfenen Lippen ifl
mit unnachahmlicher Feinheit gegeben. Die Zeichnung ent-
Pcand ohne Zweifel in demfelben Jahre wie der Holzfchnitt.
Auf dem damaligen Reichstage zu Nürnberg fand Dürer
ja Gelegenheit, mit dem Freunde zu verkehren. Dahin
gehört vermuthlich auch jenes Briefchen, laut deffen Johann
Tfcherte Dürer und Varenbüler zufammen zum Frühmahle
einladeU).
Im Jahre 1523 widmete Dürer auch einen hübfchen
grofsen Holzfchnitt dem eigenen Wappen mit der offenen
Thür auf dem Dreiberge, gekrönt von einem Mohrenrumpf
(B. 160). Es ift daffelbe Wappen, welches bereits fein
Vater führte, ja vielleicht aus feiner ungarifchen Heimath
mitbrachte, wenigftens ift der Dreiberg ein in ungarifchen
Wappen häufig vorkommendes Attribut Y). Sodann brachte
Dürer noch das Bildnifs feines neuen Freundes, des Poeten
Eoban Heffe, in einer kleinen, einfachen, doch meifterhaften
den Namen Varenbuler, was vielleicht
der Zweck der anagrammatifchen
Spielerei war.
I) Dürers Briefe, 177 mit Anm.
Die befonders gefchätzten Helldunkel-
drucke des Holzfchnittes mit zwei
Tonplatten flammen nicht mehr von
Dürer, fondern erft aus dem XVLI.
Jahrhunderte und aus den Nieder-
landen. Spätere Abdrücke tragen die
Adreffe: xmen vintre ze te coope by
Hendrick Hondius Plaetsneyder ins
Gravenhagex. Auch forgfältig colo-
rierte Exemplare diefes Bildniffes und
jenes von Kaifer Maximilian, Welche
{ich z, B. in Oxford in der Samm-
lung der Univerfität vorfinden, iind
wegen der vortrefflichen Miniatur-
malerei noch nicht auf Dürers Pinfel,
fondern etwa. auf einen gleichzeitigen
Illuminiflen zurückzuführen.
2) Siehe oben Bd. I, S. 45. Ueber
Dürers WVappenbilder: A. Grenfer, A,
D. in feinem Verhältnifs zur Heraldik,
Heraldpgeneal. Zeitfchr. Wien 1872.
II, 67-x57 mit Abb.