Volltext: Dürer (Bd. 2)

Ivlelanchthons Freundfchaft, 
Erasmus. 
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in Kupfer ftach. Dürer hatte den berühmten Gelehrten im 
Jahre 1520 zu Brüffel zweimal mit der Kohle gezeichnet 1). 
Eine der beiden Zeichnungen hat fich erhalten und ift gegen- 
wärtig im Befltze des Malers Leon Bonnat in Paris. Darauf 
erfcheint der Gelehrte von vorne gefeheil, nur wenig links- 
hin gewandt, mit felbilzufriedenem Lächeln herabblickend. 
Links oben von Dürers Hand: M520, Erasmus fon Rotter- 
tam  Diefe ziemlich flüchtige Skizze kann aber nicht in 
erfler Reihe als Vorlage für den Kupferflich gedient haben, 
auf welchem Erasmus in der durch Holbein für ihn typifch 
gewordenen Prolilftellung fchreibend dargeftellt ift. Es giebt 
einen Abdruck des Kupferftiches, auf deffen Rückfeite der 
öfter genannte Aftronom Niklas Kratzer lateinifch die Be- 
merkung fchrieb, dafs er zugegen gewefen fei, als Dürer 
Erasmus zeichnete 3). Seitdem mahnte der ruhmesftolze und 
eitle Humanill in feinen Briefen an Wilibald Pirkheimer un- 
aufhörlich an die Ausführung feines Porträts und unterftützte 
die ziemlich deutlichen Anfpielungen durch überfchwängliche 
Lobeserhebungen Dürersi). Diefer mufste endlich dem fanften 
Drängen nachgeben. Die vermuthlich gleichfalls etwas 
flüchtige zweite Zeichnung mag aber für den Kupferftich 
unzureichend gewefen fein, die Erinnerung an die Züge des 
Erasmus war verblafst, und fo läfst denn der Kopf an Aehn- 
lichkeit wie an Ausdruck viel zu wünfchen übrig. Dürer 
mochte diefen Mangel wohl empfunden haben, er fuchte 
daher Erfatz in der Ausführung des Beiwerkes. Er ftellte 
Erasmus in halber Geftalt dar, angethan mit einem Atlas- 
gewande und in feiner beliebten Stellung fchreibend vor 
einem Pulte, umgeben von Folianten, daneben ein Gefäfs 
mit einem zierlichen Blumenfträufschen. In technifcher Be- 
I) Dürers Briefe etc_, 9x, 
2) Abbild. in der Gazette des 
Beaux-Arts 1879. I. 269 und in. 
Dürer-Quantin Tafel zu 276, 
3) Hausmann, A. Dürers Kupfer- 
Hziche etc, 39; Exemplar bei H. Geh, 
Rath Wolff in Bonn. 
4) Erasmus, Opera omnia, Leyden 
1703-6. lII. 721 ff, Pirkheimeri 
Opera etc. ed, Goldait F rankf. 16m, 
S. 27 5 ff. Zufamnuenßellmlng bei Du- 
mesnil, Histoire des Amateurs, V, 
392 Ff. und bei Grimm, Ueber Künft- 
ler II, I 3 5 ff.
	        
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