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XVI.
Die Reformation.
Theilte {omit Dürer nicht alle Bedenken Pirkheimers,
weit weniger noch konnte der Meifter dem anderen Extreme
anhängen, deffen revolutionäre Ideen im Volke gährten und in
feiner unmittelbaren Nähe immer kühner das Haupt erhoben.
Von Luther aus AltPredt vertrieben, war Thomas Münzer,
das Haupt der wiedertäuferifchen Secte, nach Nürnberg
gekommen und hatte hier 1524 {eine Brandfchrift vwider
das {anftlebende Fleifch von Wittenbergr verfafst. Seine
Anhänger, Schwerdtlifch und Reinhard, waren ihm nach-
gefolgt. Einen willkommenen Bundesgenoffen {iir ihre Um-
{turzpläne fanden {ie hier in dem FreigeiPte Johann Denk,
dem Schulrneilter bei St. Sebald. Zu der myftnch-radicalen
Richtung gefellte {ich die deiftifch-rationaliftifche. Der Rath
beeilte {ich zwar die FriedensPtörer aus der Stadt zuweilen.
Aber fchon hatten {ie eifrige Parteigänger gefunden, und
die vorgefchrittenften unter denfelben waren gerade die
tüchtigPten Schüler Dürers: Georg Penz und die beiden
Brüder Hans Sebald und Barthel Beham. Sie waren {izimmt-
lich um den Anfang des Jahrhunderts geboren, ftanden da-
mals alfo in der Mitte der zwanziger Jahre. Ob {ie {ich
nun in der Werkftatt bei Dürer oder blos an deffen Beifpiel
gebildet, {o gelten {ie doch mit Recht als {eine begabteften
Nachfolger in der Malerei, wie im KupferftichU. Immerhin
mag Dürer das Schickfal der jungen Männer nicht ohne
Theilnahme verfolgt haben. Im Jahre 1524 {ianden diefe
drei Maler vor Gericht wegen Verbreitung deiftifcher, ja
atheiftifcher und {ocialifiifcher AIIIIChlICII. Ihr Verhör und
Urthel fmd ein merkwürdiges Zeugnifs der revolutionären
Strömungen, welche damals die reformatorifche Bewegung
in Nürnberg kreuzten.
Sebald Beham gefteht: das fei wahr, er habe etlichen
Gefellen, mit denen er {ich zuweilen befprach, {einen Mangel
angezeigt; das {ei der, er könne nicht glauben, dafs in der
I) Sebald Beham {ficht noch im
Jahre 1526 die Halbüguren des Mofes
und des Aaron aus dem Allerhei-
ligenbilde Dürers, rechts oben:
Werkes Bartfch 8.
feines