Volltext: Dürer (Bd. 2)

258 
XVI. 
Die Reformation. 
Theilte {omit Dürer nicht alle Bedenken Pirkheimers, 
weit weniger noch konnte der Meifter dem anderen Extreme 
anhängen, deffen revolutionäre Ideen im Volke gährten und in 
feiner unmittelbaren Nähe immer kühner das Haupt erhoben. 
Von Luther aus AltPredt vertrieben, war Thomas Münzer, 
das Haupt der wiedertäuferifchen Secte, nach Nürnberg 
gekommen und hatte hier 1524 {eine Brandfchrift vwider 
das {anftlebende Fleifch von Wittenbergr verfafst. Seine 
Anhänger, Schwerdtlifch und Reinhard, waren ihm nach- 
gefolgt. Einen willkommenen Bundesgenoffen {iir ihre Um- 
{turzpläne fanden {ie hier in dem FreigeiPte Johann Denk, 
dem Schulrneilter bei St. Sebald. Zu der myftnch-radicalen 
Richtung gefellte {ich die deiftifch-rationaliftifche. Der Rath 
beeilte {ich zwar die FriedensPtörer aus der Stadt zuweilen. 
Aber fchon hatten {ie eifrige Parteigänger gefunden, und 
die vorgefchrittenften unter denfelben waren gerade die 
tüchtigPten Schüler Dürers: Georg Penz und die beiden 
Brüder Hans Sebald und Barthel Beham. Sie waren {izimmt- 
lich um den Anfang des Jahrhunderts geboren, ftanden da- 
mals alfo in der Mitte der zwanziger Jahre. Ob {ie {ich 
nun in der Werkftatt bei Dürer oder blos an deffen Beifpiel 
gebildet, {o gelten {ie doch mit Recht als {eine begabteften 
Nachfolger in der Malerei, wie im KupferftichU. Immerhin 
mag Dürer das Schickfal der jungen Männer nicht ohne 
Theilnahme verfolgt haben. Im Jahre 1524 {ianden diefe 
drei Maler vor Gericht wegen Verbreitung deiftifcher, ja 
atheiftifcher und {ocialifiifcher AIIIIChlICII. Ihr Verhör und 
Urthel fmd ein merkwürdiges Zeugnifs der revolutionären 
Strömungen, welche damals die reformatorifche Bewegung 
in Nürnberg kreuzten. 
Sebald Beham gefteht: das fei wahr, er habe etlichen 
Gefellen, mit denen er {ich zuweilen befprach, {einen Mangel 
angezeigt; das {ei der, er könne nicht glauben, dafs in der 
I) Sebald Beham {ficht noch im 
Jahre 1526 die Halbüguren des Mofes 
und des Aaron aus dem Allerhei- 
ligenbilde Dürers, rechts oben: 
Werkes Bartfch 8. 
feines
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.