Brief von und
A ntwort
Kratzer.
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Dürer
an
Niklas
Kratzer
xDem erbern und achtbarn Hern Niclas Kratzer küniglicher Majeflät
in Engenland diner meinem gönftigen Hern und frewnd,
i" 1524 am Mondag nach Barbare zu Nornberg, (5 Deeember.)
Mein gantz willig dinfl; zwfor libr Her Nicolae! Ewer fchreiben, das
mir zu kumen hab ich mit frewden gelefen; hör gern dafs es ewch wol
gett, Ich hab mit Her Wilbolt Birkamer ewrent halben fon dem Inflzroment
gerett, das Ir begert zw haben, Der leß ewch ein folches machen und wird
ewchs mit fambt einem briff zwfchicken. Aber Her Hanfen ding, der fer-
fchiden ift, das ding ift als zerriffen worden, weill ich im Pcerben aws bin
gewefen; kan nit erfarn wo es hin kumen fei, Alfo iü es awch gangen mit
des Stabius dingen; ifi in Oeflerreieh als ferrugt worden, kann ewch weiter
nit dafon befcheid geben, Item als ir mir zufagett, fo ir weill möcht haben,
wollt Ir den Enklidc ins tewtfch bringen, wollt ich gern wilTen, 0b Ir etwas
doran gemacht het,
Item des crifllichen glowbens halben mus wir in fchmoch und far Ren,
den man fchmecht uns ketzer, Aber Gott ferleich uns fein gnad und üerk
uns in feinem wort, dan wir müffen gott mer gehorfam fein, den dem
menfehen, S0 ifl es beffer leib und gut ferlorn, dan das von gott unfer leib
und Fell in das hellifch fewer ferfengt wird, Dozu mach uns gott beflendig
im guten und erlewcht unfer widerbart, dy armen elenden blinden lewt, awPf
das dy nit in irem irfall ferderben,
Himyt feit Gott befohlen, ltem fchick ewch zwey angeücht vom kupfer
getrugt Ir wert fy woll kennen, Von newen mern ift zw der zeit nit gut
zu fchreiben, aber es sind fill böfer anfchlag ferhandcn. Es wird allein der
wille Gottes gefchehen.
E(uer) YV(eisheit)
Albrecht Dürerw,
Diefer Brief ift offenbar die Antwort auf den vorher-
gehenden. Von dem Inftrumente, nach welchem Kratzer
gefragt, will Pirkheimer ihm ein Exemplar machen laffen
und zufenden. Der Nachlals des Herrn Hans ift zerftreut;
Dürer weil's nicht wohin, da er bei deffen Tode verreift
War. Stabius Sachen waren alle nach Oelterreich gekommen.
Sodann erinnert Dürer Kratzer an fein Verfprechen, den
Euklid in's Deutfche zu überfetzen, und fahrt fort: vltem
des chriftlichen Glaubens halben müfsen wir in Schmach
I) Original in der Guildhall Library
zu London; eine Entdeckung und
Mittheilung meines verehrten Freun-
des William Mitchell,