Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XVI. 
Die 
Reformation. 
M0n0gra1nm'). Es iPc Henry Parker, Lord de Morley, den 
König Heinrich VIII. nach Deutfchland gefandt hatte, um 
dem Bruder Karls V., dem Reichsverwefer Erzherzog Fer- 
dinand, die Inügnien des Hofenbandorclens zu überbringen. 
Die feierliche Ceremonie der Uebergabe erfolgte zu Nürn- 
berg am S. December 1523. 
Nürnberg war aber damals nicht blos ein Sammelpunkt 
fürfilicher und politifcher Perfönlichkeiten, die auch wenn 
f1e zu feinen beften Gönnern zählten, doch nur wenig mit 
einem Künftler wie Dürer verkehrt haben dürften. Hatte 
der Meifier aber feit jeher eine befondere Freude am Um- 
gange mit Gelehrten und Poeten, fo bot ihm die Vaterfiadt 
dazu reichlich Gelegenheit, als der Rath im Jahre 1524 be- 
fchlofs, eine hohe Schule zu errichten, deren Leitung man 
Philipp Melanchthon zudachte. Diefer folgte zwar dem Rufe 
nicht, kam aber auf Erfuchen des Rathes wiederholt nach 
Nürnberg, um dort die Einrichtung der neuen gelehrten 
Schule zu beforgen, deren Eröffnung am 23. Mai 1526 er 
gleichfalls beiwohnte. Auf feinen Rath waren als Lehrer 
berufen: Joachim Cammernleifier oder Camerarius, der 
Liebling Melanchthons, als Profeffor der griechifchen Sprache 
und zugleich Director der Schule, Eobanus Heffe für Poefie, 
Michael Roting für die lateinifche Sprache, Johann Schoner 
für Mathematik u. a. Sie bildeten mit Spengler, Hopell, 
Mylius, Seiler und mit den Geiftlichen, Thomas Venatorius 
und Wenzeslaus Link, eine Abendgefellfchaft, die flch in 
Wöhrd, oder bei der Hallerwiefe oder in Mögelsdorf zu 
verfammeln pflegte; auch wohl Zu einem reichlichen Galt- 
rnahle bei dem einen oder andern von ihnen. An keiner 
Hochfchule auch genoffen die Gelehrten fo hohe Befoldung, 
wie am Nürnberger Gymnafiumi). In der heiteren Gefellig- 
keit diefes Kreifes erhob der Humanismus mit feinem zweck-_ 
mäfsigen und gefunden Lebensgenufs noch einmal fein Haupt, 
1) Abbildungin Dürer-Quantin 327. 
2) G, T. Strobel, Vermifchte Bei? 
träge zur Gefch. d. Litter. Altdorf 
1774. S. 815„ und Hagen 
111. 1926". u. a. a. O.
	        
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