Mariencult.
Gegen den
Nürnberg.
Reichstag zu
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ihren Vorkämpfern
einriffen.
die unter
Freunden
und
zwifchen
feinen
nächPcen
Als Dürer aus den Niederlanden heimkehrte, waren
die Zerwürfniffe daheim zwar noch nicht fo weit gediehen. Er
fand vielmehr die Vaterftadt in gehobener Stimmung und
auf dem Gipfel ihres Anfehens. Nachdem Karl V. von
Worms wieder nach Spanien zurückgekehrt war, hatte das
von den Kurfürften und Kreifen gewählte neue Reichsregiment
feinen Sitz in Nürnberg aufgefchlagen. Auch das Reichs-
kammergericht ward dahin verlegt. Es war das erftemal,
dafs flch Deutfchland einer fett geordneten nationalen Re-
gierung erfreute; und als im Jahre 1522 der feierliche Reichs-
tag zu Nürnberg eröffnet wurde, konnte es den Anfchein
haben, als ob die fränkifche Stadt flch zur Hauptftadt des
Reiches auffchwingen würde, deren Rolle flC thatfachlich
fpielte. Diefe Stellung Nürnbergs und die Zufammenkunft
fo vieler mächtiger Fürften und mafsgebender Männer in
feinen Mauern mufsten die Bürger der Stadt nicht wenig
in Athem halten; und nicht zum wenigften wird dies von
Dürer gelten, der damals bereits ein weit und breit berühmter
Mann war. Mehr noch als auf dem Reichstage zu Augsburg
1518 ward ihm nun die Gelegenheit und Aufforderung,
Fürften und andere hervorragende Männer zu porträtieren.
Von den Aufnahmen der zwei angefehenften Reichsfürften, feiner
beiden Gönner Albrecht von Mainz und Friedrich von Kurfachfen
zum Zwecke des Kupferftiches, ift an anderen Stellen die
Rede. Hier fei nur das Bildnifs eines vornehmen Engländers
erwähnt, eine grofse, breit behandelte Kreidezeichnung auf
grünem Grunde, blos hie und da mit dem Weifsftift leicht
gehöht eine Technik, die Dürer damals mit Vorliebe
anwendet im Befitze von Mr. William Mitchell in London.
Ein feingefchnittener, länglicher Kopf, hager, bartlos, mit
dem Barett bedeckt, der Körper in einen weiten Pelz-
mantel gehüllt, auf welchem eine fchwere goldene Kette
lallet, unten im Rande von Dürers Hand die Schrift:
vHeinrich Morley aws Engellant 152m, darunter das