Volltext: Dürer (Bd. 2)

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XVI. 
Reformation 
Die 
gefchrieben wird  Das Flugblatt zeigt die an Stelle der 
I5I9 zerftörten Synagoge erbaute Wallfahrtskirche der 
vfchönen Mutter Gottesa von Regensburg und im Vorder- 
grunde deren Standbild, wie es von einer Menge verzückter 
Verehrer umlagert wird. Drei Zeilen lateinifchen Textes 
berichten von der Gefchichte und den Mirakeln des damals 
fehr populären Heiligenbildes. Das Koburger Blatt befand 
llCll ohne Zweifel frühzeitig im Belitze Dürers, denn er hat 
in den unteren Rand die Worte gefchrieben: 
M523. Das gefpenß hat {ich wider dy heilig gefchrift erhebfi (er- 
hoben) zw Regenspurg, vnd ifi vom bifchoff ferhengt worden zeitlichs nutz 
halben, nit abgeüelt. Gott helff vns, das wir fein werde (werthe) mutter 
nit alfo vnern (verunehren), fundern (ehren), in Crifio Jesu amem. 
Es folgt Dürers Monogramm flatt der Unterfchrift. 
Daneben noch die Zahl 78, die nur auf den Platz einer Reihen- 
folge in Dürers Sammlung von Kunftblättern zu deuten fein 
dürfte. Dafs Dürer ein Madonnenbild als vGefpenflr be- 
zeichnen konnte, darin liegt wohl der heftigile NViderfpruch 
gegen den Heiligencultus, deffen man {ich von ihm verfehen 
konnte. Hatte er doch wie kein anderer das Leben der 
Jungfrau innig erfafst und reich ausgeftaltet, fo dafs er 
gerade auf diefem Gebiete ein Poet und ein Schöpfer der 
modernen Marien-Legende genannt werden mufs. Mit diefer 
Aeufserung fcheint aber auch der äufserlte Pofien gekenn- 
zeichnet, bis zu welchem Dürer den kirchlichen Neuerungen 
zu folgen vermochte. Bald dürften ihn die Stürme und 
Unordnungen, die in ihrem Gefolge ausbrachen, zu einer 
gemäfsigteren Auffaffung der Verhältniffe veranlafst haben; 
und wenn er auch zuverläffig nicht abliefs, von einer durch 
die Reformation gereinigten Lehre alles Heil zu erwarten, 
fo litt er gewifs nicht wenig unter den tiefen Spaltungen, 
I) Paffavant, Peintre-Graveur III. 
S, 312. Nr. I3. Vergl. G. Kinkel, 
Eine populäre Biographie Dürers etc., 
Zeitfchrift f, bild. Kunü 1881. XVI. 
332ff. und Thauüng. Dürer und die 
Reformation in: Wiener Kunfibriefe, 
Leipzig 1884. 99ff.
	        
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