Verkehr
Karlßadt,
247
Dresdener Altar, die Anbetung der h. drei Könige und
vermuthlich auch der grofse St. Veiter Altar.
Unter diefen Umftänden mufs es billig Wunder nehmen,
dafs wir gerade aus diefer Zeit ein Zeugnifs befitzen, welches
auf einen nahen, freundfchaftlichen Verkehr Karllladts mit
Dürer zurüclqfchliefsen läfst. Es ift eine der Wittenberger
Flugfchriften Karlftadts, in welcher Rom heftig zu Leibe
gegangen und an die nationale Gefinnung des deutfchen
Primas, des Cardinal-Erzbifchofs von Mainz, appelliert wird.
Der Titel des Büchleins lautet: vVon anbetung und
eererbietung der zaychen des newen Teftaments. Andreas
B0 (denftein) Carolitadt. Wittenberge. Auf der Rückfeite
des Titelblattes fleht dann folgende Widmung an Dürer
vom Allerheiligentag (I. Nov.) 1521:
vDem achtbarn vnd namhafftigen Albrechten Dürern zu Nürnberg,
meinem geliebten günner, Wünfch ich Andreas B0, etc, gotes gnad vnd frid,
Günßiger Fürderer! Nachdem der hafs vnd neid mancherlay lugen
vnd nachred vns Wittembergern inruck erdicht vnd bofsheit alwegen ire
fchlufflöcher fucht, daraufs {ie bellen, fchelten vnd klappern kan, vnd etliche
dreümenlucher von vns lagen, als falten wir alhie predigen vnd disputierxm,
das dem hochwirdigen facrament kain eer, 10b vnd fürzug geben fein; hab
ich eüch ain kurtz büchlein wöllen zufchreiben von anbetung vnd eererbie-
tung hoch obgenants facraments. Dardurch eüch vnd gantzer Chrifienhait
fehuldige dienfte erzaigen. Dann ewre guthaiten haben mich verpliicht,
eiich nach verniügen zu dienen. Got beuolhen. Datum XVittemberg am tag
allerhayligexu. Im XXI. über M.
W0 Karlfiadt mit Dürer näher verkehrt und bei welcher
Gelegenheit er deffen Wohlthaten, denen er hiermit ein
litterarifches Denkmal fetzen wollte, genoffen habe, wiffexl
wir noch nicht mit Sicherheif zu beflinnnen. Dafs Karl-
Ptadt aber damals wirklich berechtigt War, {o entfchiedene
Anflchten in Uebereinltimmung mit feinen eigenen bei Dürer
vorauszufetzen, dafür haben wir noch eine eigenhändige
Beftätigung von Dürer, die {ich gerade auf den Bilderdienlt
bezieht. Das herzogliche Kupferftichkabinet zu Coburg be-
{itzt den frühen Druck eines grofsen Holzfchnittes, der theils
Altdorffer, theils deffen Schüler Michel Oftendorffer zu-