Volltext: Dürer (Bd. 2)

Luthers 
Auftreten, 
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Wie Pirkheimer früher mit feiner Schutzfchrift für 
Reuchlin der humaniftifchen Aufklärung das Wort geredet 
hatte, fo veröffentlichte Spengler im Jahre 1519 feine: 
Apologia oder Schutzrede und chrifiliche Antwort eines 
ehrbaren Liebhabers göttlicher Wahrheit der heiligen Schrift 
auf Etlicher Wiederfpruch mit Anzeigung, warum Doctor 
Martin Luthers Lehre nicht als unchriftlich verworfen, fondern 
vielmehr als chriftlich gehalten werden foll etc. Auch den 
kauftifchen Witz Pirkheimers litt es nicht länger. Nach 
der Leipziger Disputation zwifchen dem Reformator und 
Doctor Eck verhöhnte er den letzteren in einem fatirifchen 
Dialoge, betitelt: Eccius dedolatus, der gehobelte Eck. 
Das Büchlein, ganz in der kräftigen und phantaftifchen 
Art deutfcher Schwänke jener Zeit abgefafst, gab fein Opfer 
fchonungslos dem Gelächter Preis 1). Es erfchien im Februar 
1520 unter erdichtetem Namen und angeblich in Utopien. 
Auch Spenglers Apologie war anonym veröffentlicht. Die 
Verfaffer wurden aber bald errathen und als Eck darauf 
mit der Bannbulle gegen Luther aus Rom zurückkehrt, be- 
nützte er feine päpftliche Vollmacht zur Rache, indem er 
die Namen beider als Hauptanhänger Luthers mit in die 
Bulle fetzte. Das hatte nun für fie eine Reihe von Wider- 
wärtigkeiten zur Folge. Nach demüthigenden Unterhand- 
lungen verftanden fie flch zu einer gemeinfamen Appellation 
an den Papft Leo X., datiert vom I. December 1520, um 
durch eine Art von halbem Widerruf die Löfung des 
Bannes zu erwirken, der indefs in Nürnberg bald alle Wir- 
kung verloren hatte. 
Dürer ftand den beiden Gelehrten zu nahe, um nicht 
alle diefe Zwifchenfälle und die daran geknüpften Auf- 
regungen mit zu empfinden. Ein Zeugnifs dafür ift uns fein 
Brief an Georg Spalatin aus dem Anfang des Jahres 1520, 
in dem es von Spenglers Apologie heifst: wDa Ihr mir 
1) Vergl. R. Rösler, Der gehobelte 
Eck, Zeitfchr. für deutfche Kultur- 
gefch. 
Folge U, 
Neue 
4575.
	        
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