Volltext: Dürer (Bd. 2)

232 
XVI. 
Die Reformation, 
platt auf den Boden. Diefe unmögliche Stellung findet fich 
auch noch auf den Vorftudien zum wReitera in Florenz und 
Mailand. Aber auch auf der Kupferplatte war diefe Bein- 
flellung bereits vorgeflochen; indefs das Pferd feinen linken 
Vorderfufs aufhob, erfchien der rechte Hinterfufs bereits 
auf den Boden gefetzt. Nun änderte Dürer erft das Bein, 
indem er es erhoben und verkürzt zeichnete. Da {ich aber 
der alte Umrifs nicht mehr austilgen liefs, machte er eine 
fchilfartige Pflanze daraus, die aber noch ganz deutlich den 
alten Contour von Huf und Bein erkennen läfst. Die Aus- 
gleichung diefes Fehlers mag auch eine tiefere Bearbeitung 
der Platte zur Folge gehabt haben und daher die auffallend 
dunkle Haltung des ganzen Stiches. 
Das Pentimento beweift deutlich die Benutzung jener 
um mehrere Jahre älteren Vorftudien und zeigt auch, auf 
was es Dürer bei feiner Arbeit vorzüglich ankam. Aber 
damit war es nicht abgethan; das Kind mufste einen Namen 
haben. Die Löfung eines künftlerifchen Problems befriedigte 
zwar den Meifter, aber noch nicht den Käufer, den Be- 
urtheiler des Blattes. Der fragte zuerft nach der Bedeutung 
des Dinges. Wollte der Maler nackte Menfchenkörper dar- 
ftellen, fo mufsten fie Adam und Eva, St. Sebaftian oder 
Magdalena heifsen. S0 hatte Dürer bereits das oft genannte 
Reiterftudium von 1498 zu feinem kleinen reitenden St. Georg 
von 1508 benützt; und fo verwendete er nun auch die ge- 
fammelten VorPtudien zu der Darftellung von wRitter, Tod 
und Teufela. Wir find darum allerdings berechtigt, ja auch 
genöthigt, nach der gegenftändlichen Bedeutung des Stiches 
zu fragen. Die Antwort erfcheint wohl nach dem Voraus- 
gefchickten nicht fo fchwierig. NVenn die wMelancholiee 
und bdef Hieronymus im Gehäuse Bruchftücke einer Folge 
der vier Temperamente find, fo gehört nRitter, Tod und 
Teufela als drittes Blatt gleichfalls zu derfelben Folge. Der 
Stich ift jenen fo gleichzeitig, als es auch die kürzefte Arbeits- 
frift nur immer geftattet, und er hat mit denfelben nahezu 
das gleiche Format, wie es Dürer annähernd nur in einigen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.