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XVI.
Reformation.
Die
Freund bei feinen gelehrten Unternehmungen. Dafür ging
ihm diefer bei feinen litterarifchen Verfuchen an die Hand
und nahm gerne die Widmung feiner Bücher entgegen.
Und Pirkheimer wieder widmete Dürern nachmals am
I. September 1527 feine Ausgabe und lateinifche Ueber-
fetzung der ßEthifCllell Charakterex von Theophraftus aus
Erefo 1): Er hätte das Büchlein in griechifcher Sprache einft
von dem hochgelehrten Fürflen, dem jüngeren Pikus von
Mirandula, feinem beften Freunde, zum Gefchenke erhalten.
vNun aberr, fahrt er fort, vweihe ich es griechich und
lateinifch Dir, gleichfalls meinem beften Freunde Du
aber, mein Albrecht, nimm diefe gefchriebene Malerei des
Theophraftus freundlich hin, und wenn Du fie nicht mit dem
Pinfel nachzuahmen vermagft, fo erwäge fie wenigftens
forgfam im Gemüthel Denn abgefehen davon, dafs fie Dir
nicht wenig zu Nutz und Frommen gereichen mag, wird
fie Dir auch reichlichen Stoff zum Lachen gewähren und
Dich vielfach ergötzen können. Lebe wohlla
Damit fcheint mir die geiftige Richtung gekennzeichnet,
die in diefem erlefenen Freundeskreife herrfchte, bevor noch
das Auftreten Luthers ihre ganze Aufmerkfamkeit feffelte.
Sie arbeiteten zufammen an der Erforfchung des Menfchen
des Menfchen in feiner äufseren Erfcheinung, wie in feinen
geiftigen Anlagen. Indefs Dürer raftlos bemüht war, die
äufseren Verhältniffe und das Wachsthum des menfchlichen
Körpers zu ergründen, unterftützten ihn die gelehrten Freunde
auch in der Erfaffung der inneren Welt des Menfchen, in
der Seelenmalerei. Nachdem er fich bis zum Jahre 1513
in den ergreifendften Darftellungen vom Leben und Leiden
1) (äempgriazav xaguxzrfgs; cum
interpret. latina per Bilibaldum Pirck-
eymherum, Norimbergae per jo. Pe-
treium Anno MDXXVII; abgedruckt
in: Opera Pirkheimeri, ed_ M. Gold-
aß, 212. Ueberfetzt in: Dürers Briefe
182: Lepidum hunc libellum, a le-
pido quondam mihi amico donatum,
tibi, mi lepidissime Alberte, dono
dare cnnstitui, non solum ob amici-
tiam nostram mutuarn, sed quoniam
pingendi arte admoduln praecellis,
cerneres etialn, quam aHabre senex
ille et sapiens Theophrastus humanas
affectiones depingere novisset etc.