Die Vaterßadt.
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noch nicht ein Fünftheil davon Gewinnt. Was er befitze
und daheim verzehre, habe er an Fürften und fremden
Perfonen verdient. Er erinnert den Rath daran, wie er vor
Jahren auf die ihm vom Kaifer Maximilian gewährte Steuer-
freiheit Verzicht geleiftet hätte. S0 habe ihn auch die
Regierung zu Venedig vor neunzehn Jahren mit einem
Iahresgehalte von zweihundert Dukaten befiallen wollen.
Desgleichen habe ihm der Rath von Antwerpen vor Kurzem,
da er in den Niederlanden gewefen, alljährlich dreihundert
Philippsgulden Befoldung angeboten und überdies wollte
man ihm an beiden Orten das, was er für die Herrfchaft
machen würde, befonders bezahlen. Das alles aber habe er
aus Liebe zur Vaterfiadt abgelehnt und es vorgezogen,
hier in einem mafsigen Anwefen zu leben, als an anderen
Orten reich und grofs gehalten zu werden 1).
Wie Dürer feinen gelehrten Freunden ihre Embleme
und Wappen für ihre Bücher zu liefern pflegte, fo hat er
auch der Vaterfiadt eine Art Buchzeichen hinterlaffen, und
zwar das fchönfte und finnigfte von allen. Es iPr das grofse
Wappen von Nürnberg 1); unten die beiden Wappenfchilde
der Stadt, gehalten von zwei bekleideten Engeln, darüber
das Reichswappenfchild mit dem Doppeladler, gekrönt von
der Kaiferkrone Oben zu beiden Seiten fchwebend die
Jultitia und die Abundantia; dazwifchen die Infchrift: wSancta
IuPcicia 152m. Der grofse tretfliche Holzfchnitt mit dunklem
Grunde ziert nämlich das Titelblatt der in diefem Jahre
gedruckten dritten Auflage des Nürnberger Gefetzbuches,
genannt die vReformacion der Stat Nürembergr. Der Name
und das Bild der vheiligen Gerechtigkeita konnte wohl mit
Ehren an der Spitze des Nürnberger Stadtrechts ftehen.
Noch im Jahre 1518 hatte Dürer das letztemal wden hoch-
wurdigen und heiligen Hauptherrn, Nothhelfer und Befchirmer
der kaiferlichen Stadt Nürnberga, St. Sebaldus, in einem
grofsen Holzfchnitte verherrlicht; er fieht in einer reich
Dürers
Briefe,
Bartfch
162.
Heller
1942.