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Die
Niederländifche Reife.
den die Erzherzogin Margarethe viel befchäftigte und aus
deffen Werkftatt eben das Breviarium Grimani hervorgegangen
war, denn er ift wohl identifch mit dem xGifälfClO de Guantr
des MorelliTchen Anonymus, der gerade im Jahre I 521 den
berühmten Codex beim Cardinal Grimani fah. Dürer be-
richtet auch von deffen 18 jähriger Tochter, Namens Sufanna.
Sie illuminierte ein Blättchen, einen Salvator; dafür gab ihr
Dürer einen Gulden, und er meint: bes fei ein grofses
Wunder, dafs ein Weibsbild fo viel machen kanm. Sufanna
ward nachmals eine berühmte Künftlerin zumal in der Aus-
führung ganz kleiner Arbeiten; He ward von König Hein-
rich VIII. mit hoher Befoldung nach England berufen, wo
He viele Jahre in hoher Gunft beim ganzen Hofe lebte und
dort fchliefslich reich und hochgeachtet Ptarb 1).
Am 30. Mai fah Dürer noch den prächtigen Frohn-
leichnamszug in Antwerpen. Am 5. Juni übergab er den
zweiten grofsen Ballen dem Fuhrmann, dafs er denfelben
an Hans Imhoff nach Nürnberg befördere. Bevor er aber
felbft die Zelte abbrach, wollte er noch einmal bei der
Regentin fein Glück verfuchen. Er zog alfo mit {einen
Kunftfachen nochmals nach Mecheln und kehrte dort bei
dem Maler Heinrich Keldermann ein, der zugleich Wirth in
der Herberge vzum goldenen Hauptr war. Dort bewirtheten
ihn alsbald auch die Maler und Bildhauer der Stadt und
thaten ihm grofse Ehr' an in ihrer Verfammltmg. Auch
von dem berühmten Büchfengiefser, dem Gefchützmeifter
Kaifer Karls V., Hans Poppenreuter aus Köln, ward Dürer
zu Gafte geladen; in deffen Haute fah er wunderliche Dinge,
und vielleicht hat er jenes Poütionsgefchütz, deffen oben
gedacht wurde, hier in fein Büchlein gezeichnet. Aber bei
der kunPcfmnigen Erzherzogin Margarethe blühte ihm kein
Erfolg. Sie zeigte ihm zwar ihre herrliche Kunftfammlung
und ihre koftbare Bibliothek, fand aber an dem Kaiferbilde,
I) Lodovico Guicciarßlini, Descrit-
tione di tutti i Paesi Bassi, Anversa
1567: