Der
Helleffche Altar.
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Hand des Nürnberger Malers Paul Juvenel, der bin Sonder-
heit ein guter Copift in Nachahmung der alten Manieren
Wart, wie Sandrart berichtet. Diefe Copie befindet {ich
gegenwärtig bei den F lügelbildern in der Gemäldefamm-
lung der Stadt Frankfurt im Saalhof. Wir können nach
derfelben wenigPrens die Gröfse unferes Verluftes er-
meffen und uns eine Vorflellung von dem Originale bilden.
Die unbefangene Selbftzufriedenheit, mit welcher Dürer ge-
rade von diefem Bilde fpricht, erfcheint dann ganz gerecht-
fertigt. In der harmonifchen Anordnung, in der Zahl und
in dem gröfseren Mafsftabe der Figuren vergleicht es {ich
dem Rofenkranzfefte, doch Preht es durch gleichmäfsige Be-
lebung aller Geftalten, durch mufterhafte Raumvertiefung
und klare Durchbilclung aller Formen noch um eine Stufe
höher es mufs geradezu das Meiflerftück unter Dürers
Gemälden gewefen fein.
Zu diefer Aniicht führen uns nicht etwa nur des
Meifiers eigene Worte und noch weniger juvenels Copie;
wir haben dafür noch ganz andere und untrügliche Zeug-
niffe von Dürers Hand. Zu keinem feiner Bildwerke fertigte
Dürer fo gediegene Zeichnungen, wie zu cliefem; ja kühn
können wir behaupten, dafs wohl überhaupt fonfl: niemals
ein Meifler fo forgfaltige und eingehende Studien zu einem
Bilde gemacht hat. Jeder Kopf jede Hand, jede Draperie
wurde zuvor auf grundiertem Papier mit dem Pinfel nach
der Natur entworfen und jedesmal mit einer Sicherheit und
Vollendung, dafs man vergebens ihresgleichen fuchen wird.
Mit Ausnahme des Rofenkranzfefies, in dem es galt den
Wettkampf mit den wälfchen Meifiern zu bePcehen, hat auch
Dürer felbPc zu keinem anderen Gemälde folche Vorfludien
gemacht. Diefe beiden Bilder zu Ehren der heiligen Jung-
frau follten dereinft, fo meinte Dürer, vor allen feinen Ruhm
als Maler predigen, das eine in Italien, das andere in
Deutfchland, und 0 Verhängnifsl gerade diefe beiden find
untergegangen bis auf eine kahle Ruine das eine, bis auf
eine dürftige Copie das andere.