Porträtfkizzen.
Studien.
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Brandan, welche Dürer mit dem Stift porträtierte, entfpricht
ohne Zweifel die koiibare Silberfiiftzeichnung in den Uffizien
zu Florenz, darfiellend eine junge Negerin von vorne gefehen
in einer eigenthümlichen Haube," darüber von Dürers Hand:
))l 521 Katharina allt 20 Jara. Dürer pflegte zwar die Por-
wträte oder andere Zeichnungen, die er auf Verlangen malte,
den Leuten zu fchenken, aber er erwartete dafür ein Gegen-
gefchenk und vermerkt es übel, wenn es ihm nicht zu Theil
wird. Nicht alle feine Bekannten waren fo freigebig, wie
die Herren aus Portugal. Und gegen Ende feines Aufent-
haltes in Antwerpen erklärt Dürer gar: vlch hab' fonft hin
und wieder viel Zeichnungen und anderes den Leuten zu
gefallen gemacht, aber für den gröfsten Theil meiner Arbeiten
habe ich nichts erhaltem.
So manches aber hatte Dürer wieder nur für fxch
felbft zu Zwecken des Studiums aufgenommen, denn ihn
trieb auf der Reife auch, wie; es Goethe von fich fagt: vdie
deutfche Sinnesart und das Verlangen mehr zu lernen und
zu thun als zu geniefsenr. Er verzeichnet einmal um die
Iahreswende, dafs er drei Stüber dem Manne gegeben, den
er gezeichnet habe. Diefer hatte ihm alfo Modell gefeffen.
Es ifi vielleicht der Greis, von dem fich die berühmte
lebensgrofse" Pinfelzeichnung in Clairobscur in der Albertina
befindet. Er hat den von einer Kappe bedeckten Kopf in
die rechte Hand geitützt und blickt müde nach abwärts.
Am oberen Rande die Infchrift von Dürers Hand: vDer
man was alt 93 jor und noch gefunt und fermüglich zw
antorffr, links I 521 und das Monogramm. Die Modellierung
des tiefgerunzelten Antlitzes und die weiche Lebendigkeit
des lang herabwallenden Bartes lind ein wahres Wunder
der malerifchen Ausführung. Das Papier hat einen eigen-
thümlichen violetten Grund, deffen {ich Dürer in Antwerpen
bediente, darauf Tufche und Bleiweifs 1). Da die linke Schulter
I) Lithographien von F. Krammer.
Schwache Phototypie nach der Pho-
tographie in der Gazette des Beaux-
Arts 187g. I. 81. und in Dürer-
Quantin 297. Neben dem Originale
liegt nun auch die täufchende Copie