Volltext: Dürer (Bd. 2)

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Niederländifche Reife. 
Die 
etwa von 35 Iahren, bartlos mit knochigen, verfchobenen 
Gefichtstheilen und kleinen lebhaften Augen. Hut und Pelz- 
rock lind "fchwarz, der Hintergrund fchmutzig lackroth, 
darauf Jahreszahl und Monogramm. Er hält in der linken 
Hand einen Brief, von deffen Adreffe die Anfänge der Zeilen 
zu lefen lind: xDen  pernh  ZYVK was nur auf vBern- 
hard von Reffen zu Antwerpem gedeutet werden kann. 
Die wenig anfprechenden Züge des Mannes haben auch 
unter Dürers Händen keinen malerifchen Reiz empfangen. 
Das Fleifch ift in Grau modelliert und das Ganze hat einen 
fchweren, trockenen FEIYbCIItOII, an deffen Urfprünglichkeit 
bei der vollkommenen Erhaltung der F arbenfchicht indefs 
nicht zu zweifeln ift. Die lange Vernachläfügung der Oel- 
malerei und die fremden, nicht felbftbereiteterx Farben, auf 
die er angewiefen war, erfchwerten Dürer wohl das Gelingen 
folcher Arbeit. 
Ganz anders freilich ging Dürer die blofse Zeichnung 
von der Hand. Von der fchweren Menge von Bildniffen, 
die er, abgefehen von feinem Skizzenbüchlein, den Leuten 
nach feiner eigenen Ausfage auf befondere Blätter zeichnete, 
laffen {ich verhältnifsmäfsig nur wenige noch nachweifen 
und diefe {ind meifi namenlos; dafür wieder finden {ich 
manche, deren er in feinem Tagebuche nicht gedenkt. S0 
erhielt Dürer von Hans Pfaffrath aus Danzig einen Philipps- 
gulden dafür, dafs er ihn mit der Kohle porträtierte; wir 
kennen aber von demfelben nur eine gleichzeitige, aller- 
dings ganz vortreffliche Federzeichnung, jetzt im Befltze 
des Malers Bendemann, mit der Ueberfchrift von Dürers 
Hand: vHans pfaffrot van dantzgen 1520 ein fiarckmanr. 
Mit derfelben Jahreszahl der lebensgrofse Kopf des jungen 
bartlofen Mannes mit dem fiechenden Blicke, fpitzer Nafe 
und Kinn, mit aufgefchlagener Hutkrempe im Berliner Cabinet, 
mit zweierlei Kohle meifierhaft gezeichnet; dann das Bruft- 
bild eines Jünglings in breitem Hut, herabhängenden, auf 
der Brufi verknoteten Bändern, feine Federzeichnung in der 
Kunfthalle zu Hamburg u. a. m. Der Mohrin des Factors
	        
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