XII.
Gemälde.
Die grofsen
Nach Jahr und Tag endlich, am 24. Auguft 1509
kündigt Dürer dem Befteller die Abfendung der Tafel an.
Wie ein Vater, der fein Kind aus dem Haufe entlafst, wird
Dürer nicht müde, feinem Werke Empfehlungen und Rath-
fchläge mit auf den Weg zu geben. Er hat die Tafel
lieber zu Frankfurt als an einem anderen Orte in ganz
Deutfchland. ßSie ift auch mit den betten Farben gemacht,
die ich nur habe bekommen können. Sie iit mit gutem
Ultramarin unten, über- und aufgemalt, etwa fünf- oder
fechsmal, und da {ie fchon fertig war, habe ich fie nachher
noch zwiefach übermalt, auf dafs fie lange Zeit dauere.
Ich weifs, wenn ihr fie fauber haltet, dafs fie 500 Jahre
fauber und frifch fein wird, denn fie ift nicht gemacht, wie
man fonft zu machen pfiegt! Darum laffet fie fauber halten,
dafs man fle nicht berühre oder Weihwaffer darauf fpritzee.
Nach zwei oder drei Jahren will er felbft kommen, um fie
auf feine ganz befondere Art zu firniffen; vfo wird fie dann
abermals IOO Jahre länger ftehen als zuvorr. Heller möge
{ie ja durch niemand Anderen iirniffen laffen: idenn wenn ein
Werk, an dem ich viel länger als ein Jahr gearbeitet habe,
verdorben werden follte, das wäre n1ir felbft leid. Und
wenn Ihr fie aufftellt, feid felbft dabei, damit fie nicht be-
fchädigt Werder u. f. f
Die Hoffnungen, welche Dürer auf die Dauerhaftigkeit
feiner Arbeit gefetzt hatte, follten fich nicht erfüllen. Blos
"ein Jahrhundert lang ftand die Himmelfahrt der Jungfrau in
der Dominikanerkirche zu Frankfurt und trug dort den
Mönchen reichliche Trinkgelder ein von Kaufleuten und
anderen Reifenden, welche diefelbe fehen wollten. Da
warben zwei mächtige Dürerfammler um den Befltz des
Bildes. Kaifer Rudolph II. bot dem Klofter 10,000 Gulden
dafür; aber nicht er, fondern Kurfürit Maximilian von Bayern
gelangte 1615 in deffen Befitz. In München ging es beim
Brande der Refidenz in der Nacht vom 9. auf den I0. April
1674 zu Grunde. An die Stelle des Originales kam in ge-
wohnter Weife eine täufchende Copie, ausgeführt von der