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Die Niederländifche Reife.
der Köpfe, als in der Farbenbehandlung 1). Das Bild {teilte
die Kreuzabnahme dar; es ift 1568 verbrannt. Vermuthlich
war es eine frühe Arbeit diefes berühmten Zeitgenoffen von
Dürer, der in feiner erPcen, noch wenig gewürdigten Periode
ganz dem alten Stile folgte und in der Würde und Pracht
der Ausführung mit Rogier van der Weyden und Quentin
Maffys wetteiferte. Von ihm flammen auch die heften Ent-
würfe zu den Miniatüren im Breviarium des Cardinals
Domenico Grimani zu Venedig, die man erft Jan van Eyck,
dann Memling zufchrieb 2). Bei einem längeren Aufenthalte
in Italien nahm Mabufe mehr und mehr eine freie, ja will-
kührliche Formenbehandlung an und büfste darüber die
heimifchen Vorzüge ein: die Frifche der Empfindung, wie
den Farbenglanz. Er mufs auch gerade während Dürers
Aufenthalt in den Niederlanden in der Fremde gewefen
fein, fonPc wäre ihm diefer wohl irgendwo begegnet und
hätte nicht verfäumt, fich darüber eine Aufzeichnung zu
machen. Am I. October I 532 ftarb Goffaert zu Antwerpen.
Doch nicht um Kunftwerke kennen zu lernen, hatte fich
ja Dürer den Befchwerden und Gefahren der Seereife im
Winter unterzogen, fondern nur den grofsen Fifch bei
Zierikzee zu fehen, und als er nun glücklich am 9. December
dahin kam, hatte die Fluth ihn eben wieder hinweg-
gefchwemmt. Getroft kehrte er darum wieder nach Bergen
zurück. Doch diefe Fahrt nach Zeeland follte ihm, wie wir
noch hören werden, in traurigem Andenken bleiben. Am
14. December nach Antwerpen zurückgekehrt, erhält Dürer
einen kleinen Erfatz für feine getäufchten Erwartungen. In
Erwiederting eines Gefchenkes von drei feiner Bücher fchenkt
ihm ein Herr Lazarus Ravenspurger eine grofse Fifchfchuppe,
I) Erhard Schön, Unterweifung der
Proportzion, Nürnb. 1538, gebraucht
MhEbtRFYChCDK d, i. wohl vhawbtüry-
chenx von der Eintheilung der Köpfe
in rechteckige Cuben, Darnach Dürers
Briefe 105 zu verbeffern,
2) Auf F olio 824 verso des Codex
in der Marcusbibliothek ficht rechts
oben in der Architektur über der
Disputation der h. Katharina mit den
Schriftgelehrten der Name: COSART.