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Reife.
Die Niederländifche
Um die Beftätigung feines Leibgedinges weiter zu be-
treiben, folgte Dürer dem Kaifer auf feiner Krönungsfahrt.
Am 4. October fuhr er über Maaftricht nach Aachen, wo
er am 7. ankam. Dort fah er vdie proportionierten Säulen
mit ihren guten Capitälen von grünem und rothem Porphyr
und Gaffenliein, die Karl der Grofse aus Rom dahin hat
bringen und da einHicken laffenydiefelben find kunftgerecht
nach Vitruvius Vorfchrift gemachte. Es find die antiken
Säulen, mit denen Karl der Grofse die Empore feiner
Münfterkirche fchmücken liefs. Dürers Worte kennzeichnen
fein anhaltendes Intereffe für die claffifchen Bauformen und
auch fein Verfiandnifs dafür; der Ausdruck weinfiickenr ift
nur zu fehr gerechtfertigt, denn jene Säulen Ptanden in den
Bogenöffnungen paarweife über einander, fo dafs zwar das
untere Paar durch Arkaden verbunden war, das obere aber
unmittelbar an die Laibung des Bogens ragte, was con-
ftructiv gar nicht motiviert war. Nachdem die Säulen in
der Revolutionszeit von den Franzofen ausgebrochen und
entführt worden waren, ftehen fie jetzt wieder an der alten
Stelle doch nur zum Theil, da vier von ihnen noch immer
als Torphäen in der Galerie d'Apollon im Louvre prangen.
Dürer berichtet auch, dafs er die Aufsenfeite des Baues mit
feiner weiteren Umgebung aufnahm. Die Zeichnung in Silber-
ftift, ein Blatt aus Dürers Skizzenbüchlein, befindet {ich im
Befitze der Frau Profeffor Grahl in Dresden; fie zeigt noch
das Achteck der alten Bedeckung des Uebergangsftiles, mit
dem im gleichen Stile emporgeführten Thurme durch einen
Schwibbogen verbunden; von Dürers Hand die Auffchrift:
22W ach das münftem. Ferner befindet fich in der Samm-
lung des Herzogs von Aumale ein anderes Blatt des Skizzen-
büchleins mit einer perfpectivifchen Anficht des Rathhaufes
zu Aachen; an Stelle der jetzigen Freitreppe erfcheint ein
auf zwei Säulen ruhender Vorbau1). Auf der anderen Seite
des Blättchens fieht man gdie Büfte eines bartlofen kräftigen
Beide abgebildet in Dürer
Quantin,
235
und
Tafel
282,