Der
Karls
Einzug
Thomas
Vincidor,
187
Es war Thomas Vincidor von Bologna, der mit einem ein-
dringlichen Empfehlungsbriefe vom Papfle Leo X. nach den
Niederlanden gekommen war, um die Ausführung der ge-
wirkten Tapeten nach den Cartons von Raphael und feinen
Schülern zu überwachen 1). Der Bolognefe verehrte Dürer
einen goldenen Ring mit einem antiken gefchnittenen Steine
fünf Gulden werth und Dürer beeilte {ich ihm da-
gegen von {einen beflen Bilddrucken fo viel zu fchenken,
dafs es fechs Gulden ausmachte. Am I. October übergiebt
er ihm noch einen ganzen Druck von feinen Werken, damit
er denfelben durch einen anderen Maler nach Rom fchicken
und ihm
Darunter
dafür das Werk Raphaels eintaufchen möge.
verfiand Dürer ohne Zweifel die Stiche von Marc-
anton Raimondi, Welche diefer nach Vorlagen von Raphael und
unter deffen Augen ausgeführt hatte; {ie Wurden fortxxrährend
gleich eigenhändigen Arbeiten Raphaels gefchätzt. Thomas
von Bologna malte damals auch ein Bildnifs von Dürer.
Ein Kupferftich darnach von Andreas Stock aus dem Jahre
1629 giebt uns davon noch eine Vorftelltixig i). Das Bruft-
bild zeigt Dürer in breitem Hut und Pelzfchaube; die Haare
lind nicht mehr fo lang, wie in früheren Jahren, doch fallen
Iie noch reichlich bis zu den Schultern hinab; der Bart ift
kurz, doch fehr dicht und kräftig. Dürer bemerkt, dafs der
Maler das Bildnifs mit nach Rom führen wolle. Doch bleibt
es zweifelhaft, ob der Bolognefe je wieder nach Italien zurück-
kehrte. Er fand eine neue Heimath in den Niederlanden,
wird dort der Maler des Kaifers genannt und lebt bis in
die dreifsiger Jahre zu Breda, geehrt vom Grafen Heinrich
von Naffau, deffen Schlofs er dafelbfi fchmückt.
1) Gaye II. 2:2. bringt allerdings
Rechnungen von 1518 für II Ta-
peten, doch ift kein Name genannt
und nicht erfrchtlich, ob flch darunter
bereits die 7 berühmten Tapeten für
die Sixtinifche Kapelle befanden,
2) Heller, II. Abth., Nr, 40, mit
der lnfchrift: Effigies Alberti Dureri
Norici . (luam Thomas Vhicidor
de Boloignia ad vivum depinxit Ant-
werpiae l 520. Auf diefes Bildnifs
"geht vermuthlich auch der wenig
genaue Stich von Gärard Edelinck
zurück; Dumesnil, Peintre-Graveur
VII, 253, Nr, 193,