134
Die
Reife.
Niederländifche
iverth, dafs er ihn im Tagbuche nachzeichnet, er hält ihn
für weinen fo grofsen F ifchknochen, als hätte man ihn von
Quaderftücken zufammengemauerta. Sodann befucht er den
prächtigen Palaft des Grafen Heinrich von Naffau, des Statt-
halters von Holland, deffelben, der durch feine Heirath mit
der Erbtochter von Oranien den Glanz des Haufes begründete.
Unter anderen Koltbarkeiten fah er dort in der Kapelle ein
gutes Werk vom Meifter Hugo van der Goes, vermuthlich
die fieben Sakramente, Gemälde, welche in fpäteren Inven-
taren des Naffauer Haufes noch erwähnt werden. Befonders
gedenkt er noch der wunderbaren Ausficht, deren man aus
dem hochgelegenen Haufe geniefst.
In Brüffel ward ihm damals auch die Ehre, dafs die
Erzherzogin Margarethe nach ihm fchickte, fich ausnehmend
huldvoll gegen ihn erwies und ihm zufagte, fie wolle feine
Fürfprecherin bei ihrem Neffen, dem König Karl fein, deffen
Erziehung fie einft geleitet hatte. Margarethe hatte von
ihren Ahnen die Liebe zur Kunft geerbt, ja fie bethätigte
fich felbft als KünPclerin auf allen Gebieten; f1e dichtete,
componierte, malte und trieb feine Kunüfliclzerei, die damals
auf gleicher Höhe mit der Malerei ftand. Sie fand in folcher
Befchäftigung Erfatz für den troftlofen Lebenslauf, den ihr
eine leidige Familienpolitik bereitet hatte. Ihr Lieblings-
meifter War damals der Brüffeler Maler Bernhard van Orley.
Obwohl ein Altersgenoffe Dürers, gehörte Meifter Bernhard
bereits einer viel weiter fortgefchrittenen Kunflrichtung an;
er gab fich rückhaltlos der Nachahmung italienifcher Vor-
bilder hin und förderte fo mit den Uebergang zu jenem
Nlanierismus, welcher die ältere niederländifche Kunftblüthe
zu Gabe trug. Dies hinderte ihn nicht, Dürer zu huldigen;
er lud ihn zu einem Mahle, deffen Koftbarkeit Dürer in Er-
Pcaunen fetzte, und dazu luden {ich von felbft einige vor-
nehme Herren vom Hofe ein xum mir gute Gefellfchaft zu
leiflena; und zwar Jan de Marnix, Schatzmeifter und General-
einnehmer der Finanzen in den Niederlanden, Jehan de
Meteneye, der Oberfthofmeifter des Königs, und Gilles de