Freunde
Bauten
Antwerpen.
Ein befonderes Augenmerk widmet Dürer in Antwerpen
den Werken der Baukunft. Er läfst {ich von feinem Wirthe
in das Haus des Bürgermeifters Arnold van Liere führen
und ift überrafcht von der grofsartigen Anlage deffelben.
Er bewundert die Frauenkirche, die nachmalige Kathedrale
von Antwerpen, und deren prunkvolle Einrichtung. Eine
feine Federzeichnung nach der Seitenanficht der Kirche mit
unvollendetem Thurme in der Albertina ift zwar nicht von
Dürers Hand, fondern niederländifche Arbeit, ftammt aber
wohl aus feinem Befitze, er mag diefelbe aus Antwerpen
mitgebracht haben. Nicht minder preift er das fteinerne
Geftühle und die monolithen Säulen in der Kirche der
Prämonftratenfer-Abtei St. Michael. vUnd zu Anttorfa, fügt
er bei, vfparen fie keine Koften zu folchen Dingen, denn da
iPr Geldes genuga! Den Thurm von St. Michael, aus der
Häuferxxiaffe hervorragend, hat er eigens mit dem Stift in
fein Skizzenbuch gezeichnet, daneben das Bildnifs eines
24jährigen Mannes; das Blatt befindet {ich in der Sammlung
des Herzogs von Aumale 1). Köftlich findet Dürer auch das
Haus der Fugger mit feinem befonderen Thurme, dem
fchönen Garten, dem reichen Marftall. Am I9. Auguft,
dem Sonntage nach Mariae Himmelfahrt, hatte Dürer noch
Gelegenheit, die grofse Procefiion zu fehen, welche von der
Frauenkirche ausgieng und länger als zwei Stunden brauchte,
um an feinem Haufe vorüberzuziehen. Die Pracht des Auf-
zuges, an dem {ich alle Würdenträger, Zünfte und Brüder-
fchaften betheiligten, machte einen grofsen Eindruck auf
ihn. Er konnte flCll nicht fatt fehen an den herzerfreuenden
Dingen, an den Schaufpielen und Gruppen, die da auf
Wägen, Schiffen und anderem Bollwerk mitgeführt werden;
die Schaar der Propheten, der englifche Grufs, der Zug der
heiligen drei Könige auf Kameelen und anderen feltfamen
Thieren, die Flucht nach Aegypten, dann St. Margaretha
mit ihren Jungfrauen und mit dem Drachen rdie war
Abbild.
Dürer-Quantin,
Taf.
270,