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Skizzenbuch.
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befindet fich in derfelben Sammlung. Der mufikalifche Kriegs-
mann kniet da rechtshin gewandt, fo dafs das blinde Auge
unfichtbar wird, die Hände über einem Schilde gefaltet, auf
dem der kaiferliche Doppeladler angebracht ift 1). Darüber
von Dürers Handf vFelix Hungersperg, der köftlich und
übergerad lawtenfchlahem und feitwärts die Bemerkung
ßDas find die peften: Felix, Adolff, Samarioa die befien
Lautenfchläger nämlich, ein Zeichen, dafs Dürer auch dem
Genuffe der Tonkunft huldigte.
Unterwegs führte Dürer ein kleines Skizzenbuch mit
fich, das Blätter von weifsgrundiertem "Papier enthielt und
in das er mit dem Metallftifte, dem fogenannten Silberftifte
zeichnete. Das Büchlein hatte ein Querformat in der Gröfse
eines mittleren Octa-vo. Einzelne Blätter daraus haben fich
in den verfchiedenllen Sammlungen erhalten; {ie lind am
Formate, am Materiale und in der Regel auch an den der
Zeichnung beigefügten Infchriften und Jahreszahlen leicht zu
erkennen. Die lange geglaubte Behauptung, dafs Dürer
daneben noch ein anderes Skizzenbuch von grofsem Formate
mit {ich geführt habe, um darin Bildniffe mit der Kohle zu
fammeln, iPu blos eine zur Beglaubigung von Fälfchungen
aufgebrachte Fabel 2). Wenn Dürer auch zu feinen Zwecken
manche Kohlezeichnung in gröfserem Mafsfiabe machte, fo
gefchah dies gewifs nur ausnahmsweife und auf einzelnen
lofen Bögen.
In Antwerpen machte Dürer bald die Bekanntfchaft
von Erasmus von Rotterdam, der ihn befchenkte und deffen
Bildnifs er dann wiederholt zeichnete. Desgleichen por-
trätierte er den Aflronomen Nicolaus Kratzer, den er bei
Erasmus traf und der ihm dann in vielen Angelegenheiten
-I) Abbild. in der Gazette des
Beaux-Arts, 1879, I. 65.
2) Zuerfl erwiefen von M. Thau-
fing: Die falfchen Dürer-Zeichnungen
in Berlin, Bamberg und YVeimar;
Zeitfchr. f. bild. Kunff, Leipz. l87I,
VI. 114, und durchgekämpfr in einer
Polemik, deren Litteratur ich in mei-
nem xNachrufe an Albert v. Zahnn,
Jahrb. f. Kunßw. X873, VI. 22! bis
222, zufammengeüellt habe.