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Reife,
Die N iederländifche
lichen Einzug halten follte. In folchen prächtigen Ver-
kleidungen ihrer Strafsen pflegten die Städte Zeugnifs davon
abzulegen, dafs ihre Loyalität mit ihrem Reichthume und
mit der Kunflfertigkeit ihrer Maler im rechten Einklange
Prand. Dürer bewunderte denn auch die vierhundert Bögen,
die je 40 Schuh weit und zwei Stockwerke hoch zu beiden
Seiten der Strafse aufgeftellt werden follten, und deren
Herftellung die anfehnliche Summe von 4000 Gulden koflete.
Durch Empfehlungsbriefe, die er von Haufe mitgebracht
hatte, durch Landsleute aus Nürnberg, die er überall traf
durch feine Kunft, wie durch fein liebenswürdiges Auftreten
fand Dürer bald zahlreiche Freunde und Gönner in Ant-
werpen und in den anderen niederländifchen Städten, die
er befuchte. Er wird überhäuft mit Einladungen und mit
allerlei Gefchenken, die er nach Kräften erwiedert. Dazu
dienten ihm vornehmlich feine Kunftblätter, wie auch fein
Gefchick im Porträtieren. Er erwähnt zahlreicher Bildniffe,
die er meifl: aus Gefälligkeit, zuweilen gegen Bezahlung den
Leuten lieferte und von denen fich natürlich nur ein kleiner
Theil erhalten hat. Es waren meift Kohlezeichntrngen und
nur ausnahmsweife Gemälde. Dürer hatte flCll gar nicht
mit allem zur Oelmalerei Nöthigen verfehen, fo dafs er {ich
gleich anfangs einen Gefellen und die Farben von Joachim
de Patenier ausleihen nlufste." Für {ich felbft zeichnet er
die Leute öfter in kleinerem Formate mit der Feder; fo
das Bruftbild des martialifchen Tonkünftlers Felix Hungers-
perg in der Albertina, ein hagerer Mann mit langem Halfe,
einem erblindeten Auge, ein Barret mit weiter, gefchlitzter
Krempe über dem Haarnetze, darüber die Jahreszahl 1520
und die Auffchrift: Das ift Hauptmann Felix, der köflliche
Lautenfchlägerl). Später zeichnete er denfelben nochmals
mit der Feder knieend in deffen Buch, vermuthlich in das
Notenheft; diefe Zeichnung oder doch die Skizze dazu
I) Abbild, in der
Beaux-Arrs, 1879, I.
Gazette des
61, und in
Dürer- Quantin
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