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Reife.
Die Niederländifchc
gezogen, wie z. B. die Zahlen der Mahlzeiten, die er immer
durch täglich neben einander gefetzte Striche oder aus-
gedrückt hatte. Das ganze Tagebuch hatte ja niemals den
Zweck der Veröffentlichung; es follte nebit der Rechnung-
legung zugleich als "Andenken an die denkwürdige Reife
dienen und wohl zugleich als Behelf zu den Berichten, die
er ja den Freunden daheim von den Wundern in der Fremde
geben mufste.
In Antwerpen nahm Dürer gleich Herberge bei jobPc
Plankfelt. Ein Bildnifs dieles feines Wirthes, eines noch
jugendlichen Mannes, 1520 von Dürer mit der Feder ge-
zeichnet, befindet üch im StädelTchen Inflitute zu Frankfurt.
Bei ihm wohnte nun Dürer und die Seinen friedlich die
länglle Zeit, und als Plankfelts Weib niederkömmt, fleht
die Dürerin bei dem Kinde Gevatter. Dürer bedang alles
genau mit feinem Wirth; er felbfl fpeifle mit demfelben,
wenn er nicht auswärts geladen war. Die Frau und die
Magd aber liefs er oben auf ihrer Kammer kochen und
effen, wohl der Erfparnifs halber. Gleich am Tage feiner
Ankunft lud ihn Bernhard Stecher, der Factor des Haufes
Fugger, zu Abend und gab ihm ein köftliches Mahl. Und
am nachPcen Sonntage den 5. Auguft luden ihn die Maler
fammt feinem Weibe und der Magd auf ihre Zunftfhibe und
feierten ihn durch eine überaus köftliche Bewirthilng. Dürer
bewunderte das viele Silbergefchirr und das koftbare Geräth
und verzeichnete weiter mit Behagen: ßEs waren auch
ihre Frauen alle zugegen, und als ich zu Tifche geführt
wurde, da fland das Volk zu beiden Seiten, als führte man
einen grofsen Herren. Es waren unter ihnen auch Männer
von gar ftattlicher Perfönlichkeit, die llCh alle mit tiefer
Verneigung auf das Allerdemüthigfle gegen mich benahmen
und fagten, f1e wollten, fo viel wie nur möglich alles das
thun, was fie wüfsten, dafs mir lieb wäre. Und wie ich
fo da fafs, kam der Rathsbote der Herren von Antwerpen
(der Syndicus der Stadt) mit zwei Dienern und fchenkte mir
im Namen der Rathsherren von Antwerpen vier Kannen