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Reife.
Die Niederländifche
fmd fomit nur auf den letzten, ganz unkritifchen Abdruck
angewiefen, wenn wir uns ein Urtheil über die urfprüngliche
Einrichtung diefes Notizbuches bilden wollen. Es fcheint
ein kleines Büchlein gewefen zu fein, das vornehmlich den
Zweck hatte, über die Ausgaben und Einnahmen während
der Reife Rechnung zu führen. Zu Dürers Wefen gehört
es eben auch, dafs er ein guter Haushalter war. Sorgfaltig
verzeichnet er jeden Stüber oder Weifspfennig, den er für
Nahrungsmittel oder als Trinkgeld ausgiebt, auch wohl in
Gefellfchaft vertrinkt oder verfpielt. Die Angabe der Ort-
fchaften, in die er kommt, und mancher Thatfachen, die
mit Geldauslagen verbunden waren, ergab {ich dabei von
felbft. Dürer geht aber noch weiter und verzeichnet gleich
auch noch andere Erlebniffe offenbar zur Hilfe für fein Ge-
dächtnifs, wenn er {ich fpäter an der Erinnerung ergötzen
wollte. Je nach dem Grade des lntereffes, das er an einer
Sache nimmt, wie nach Mafsgabe der Zeit, die ihm eben
zur Verfügung ftand, werden nun diefe Aufzeichnungen
fiellenweife auch weitläufiger. Er fcheint diefelben nicht
alle Tage regelmäfsig eingetragen zu haben. Daher fafst
er zuweilen mehrere Tage zufammen und kömmt wohl auch
auf bereits früher berührte Thatfachen ergänzend zurück.
Anderfeits mufs er bei der Eintragung immer gröfsere oder
kleinere Lücken gelaffen haben, in die er dann allmählich
auf laufende Zahlen oder andere Bemerkungen einfchaltete.
Manche diefer Einfchaltungen konnte er erPc nach feiner
Heimkehr gemacht haben, z. B. wo er die Vertheilung der
mitgebrachten Gefchenke an die Freunde und Bekannten
aufführt, oder wo er von feiner Erkrankung in Zeeland
fpricht. Das Tagebuch mufs fomit noch daheim eine Redac-
tion erfahren haben, ohne dafs es dabei zugleich abgefchrieben
worden wäre, denn fonft hätte Dürer wohl Manches zufammen-
Zeitfchr, f. bild. Kunß; 1879, XIV,
382 ff, Vergl. meine Ausgabe: Dü-
rers Briefe, Tagebücher etc., wo ich
eine Erklärung des fo mangelhaft
überlieferten Textes verfuchc habe.
Dafelbft auch die genaueren Nach-
weife für die im Folgenden berührten
Einzelnheiten,