XVandgemälde
Rathhäus faule.
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Zeichnung des Jahres 1518 unterfcheidet fich das Wand-
gemälde wie der Holzfchnitt vornehmlich dadurch, dafs der
Kaifer allein, ohne feine Familie auf dem Wagen fitzt.
Es ging Wohl nicht an, den nunmehr regierenden Kaifer
Karl V. noch in untergeordneter Stellung als Prinzen neben
dem Kaifer abzubilden; auch fiel ja die Rückflcht auf jenes
Programm, das Maximilian für feinen ganzen Triumphzug
aufgefiellt hatte, nach feinem Tode und nach der Unter-
brechung der betreffenden Arbeiten hinweg. Ohne Zweifel
hat blos Dürers Zeichnung für den Holzfchnitt, wo nicht
bereits diefer felbft bei der Ausführung der Wandmalereien
als Vorlage gedient.
Es fmd dies die einzigen bekannten Wandgemälde, an
deren Her-Prellung Dürer wenigiiens durch Lieferung der
Entwürfe Antheil hat. Es mochte ihm zu hoher Befriedigung
gereichen, dafs er feinem kaiferlichen Gönner an fo bedeut-
famer Stelle in der Vaterfiadt ein Denkmal fetzen konnte.
Dafs er aber jemals für Maximilian felbft etwas auf die
Wand gemalt oder gezeichnet hätte, iPc durch nichts be-
glaubigt, als durch eine Anekdote, die den Stempel der
Erfindung an der Stirne trägt. Carel van Mander 1) berichtet
nämlich, der Kaifer Maximilian habe Dürer einmal etwas an
die Wand zeichnen laffen. Da diefer nun nicht hoch genug
hinaufreichen konnte, befahl der Kaifer einem der gegen-
wärtigen Edelleute, {ich niederzulegen, damit der Meifier auf
ihm ftehen und fo die Zeichnung vollenden könne. Als
darauf der Edelmann {ich deffen weigerte, da es doch eine
Herabwürdigung für ihn wäre, von einem Maler mit F üfsen
getreten zu werden, foll der Kaifer gefagt haben, Albrecht
xrväre wohl edler als ein Edelmann wegen feiner ausge-
zeichneten Kunü, und er, der Kaifer, könne zwar aus jedem
Bauer einen Edelmann machen, aus keinem Edelmann aber
einen folchen Künfiler. Sodann habe der Kaifer Dürern
zugleich für alle feine künftigen Kunitgenoffen das Maler-
Het Schilderboeck
Ausg.
Amflerdam
1618,
I31b.