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XIV.
den
des Kailers.
Dienfien
das in allegorifchen GePcalten die Wirkungen der Verläum-
dung darflellte. Der geniale Florentiner Leon Battifla
Alberti {teilte daffelbe fchon in feiner 1435 gefchriebenen
Schrift über die Malereil) als Mufter hin. Infolge deffen
wohl verfuchten {ich {o viele Meifter der Renaiffance in
diefer Compofition, als Sandro Botticelli, Girolamo Mocetto,
Raphael, Ambrofius Holbein, Rembrandt u. A32). Dielen
reiht {ich auch Dürer mit {einem Entwurfe für den Rath-
hausfaal an. Derfelbe iPc uns noch in einer Federzeichnung
aus dem Jahre 1522 in der Albertina erhalten. Wir geben
davon ein Faciimile in verkleinertem Mafsflabe. Von einer
fremden Hand, vermuthlich der Wilibald Pirkheimers, lind
Namen und Bedeutung der einzelnen Figuren deutfch und
lateinifch der Zeichnung beigefchrieben. Dies erleichtert
das Yerfländnifs der von Lucians Befchreibung etwas ab-
weichenden Cornpoiition 3).
Mit langen Ohren, v die für Midas Ohren gelten könnten a,
lltZlI der unfähige Richter da; in's linke Hüftert ihm die
Suspicio (der Argwohn), zu feiner Rechten Pceht die Unwiffen-
heit (Ignorantia), die durch ihre abwehrende Bewegung
deutlich ausdrückt, dal's ihr bereits alles klar fei. Auf den
1) De Plctura. Bafxl, 1540, lib, 111.
2) Von Kritik hier abgefehen, be-
finden {ich zwei Federzeichnungen,
die eine angeblich von Mantegna,
richtiger die Vorlage zu Mocettos
Stich, vielleicht von Francesco Bon-
signori, die andere von Rembrandt
im Britifchen Mufenm; die lavierte
Bifierzeichmzng Raphaels aus dem
Cabinet Crozat im Louvre, radiert in
Clairobscur von Ch. N. Cochin und
V. Le Sueur, radiert von Denen;
geil. von Leroy. Girolamo Mocettos
Stich bei Bartfch P, G. X111. 113.
Nr. I0. Amb. Holbeins Holzfchnitt
bei Paffavant P, G. III. 422, Nr, I,
Ein l-Iolzfchnitt angeblich von Erhard
Schön in Derfchaus Sammlung. Ein
Wandgemälde von Hans Bock im
Rathhaufe zu Bafel. A1n meiflen be-
kannt ifl wohl das berühmte, kleine
Gemälde von Sandro Botticelli in den
Uflizien zu Florenz, Die Vergleichung
diefer verfchiedenen Auffaffungen ift
eben fo anziehend als lehrreich,
3) Auf dem Wändgemälde lind die
Figuren faft mit den gleichen latei-
nifchen Namen bezeichnet. Ueberdies
lieft man zu beiden Seiten des Richter-
fhlhles den Spruch:
nEin Richter foll kein Urthel geben,
Er foll die Sach' erforfchen ebenu
nebft der Ueberfetzung: vNemo un-
quam sententiam ferat, priusquam
cuncta ad amussim perpenderem,