Die
Salzburg.
Cardinäle von Mainz und
155
bereitung zu diefem kleinen Meifterwerke rechtfertigt den
hohen Ruf, deffen frch der vkleine Cardinalr Pcets bei allen
Kennern erfreute. Und fo fehen wir denn Dürer gerade
in den Bildniffen der beiden oberllen Perfönlichkeiten der
Nation, der weltlichen und der geiftlichen, des Kaifers und
des Primas-Kanzlers, auf der Höhe feiner Porträtkunft, ja
aller Porträtkunft überhaupt angelangt.
Dürer felbft berichtet über die Vollendung des rkleinen
Cardinalsr in feinem Briefe an Spalatin zu Anfang des Jahres
1520: xZugleich fchicke ich meinem gnädigften Herrn
nämlich dem Kurfürften Friedrich von Sachfen hiermit
drei Abdrücke von einem Kupferftiche, den ich nach meinem
gnädigiten Herrn von Mainz und auf deffen Wunfch ge-
ftochen habe. Habe Seiner kurfürftlichen Gnaden die Kupfer-
platte mit 200 Abdrücken zugefchickt und verehrt, wogegen
fxch S. k. G. gnädig gegen mich erwiefen hat, denn S. k. G.
hat mir 200 Gulden in Gold und 20 Ellen Damaft zu einem
Rocke gefchenkt. Das habe ich denn mit Freuden und
Dankbarkeit angenommen und insbefondere zu der Zeit, da
ich deffen bedürftig wart Die Platte Dürers wurde fo-
dann zum Titelkupfer des im Jahre I 520 gedruckten Heilig-
thumbuches der Stiftskirche zu St. Moriz und Maria Magda-
lena in Halle benützt. Darum tragen gute alte Abdrücke
oft auf der Rückfeite den Titel des jetzt ungemein feltenen
Prachtwerkes. Die zahlreichen und guten Holzfchnitte, in
denen darin der koftbar gefafste und verzierte Reliquienfchatz
jener Stiftskirche dargeitellt wird, haben mit Dürer Weiter
nichts gemein.
Ein anderesmal ftach Dürer das Bildnifs des Kurfürften
Albrecht im Jahre 1523 im Proül und in etwas gröfserem
Mafsfjrabe, daher genannt: vder grofse Cardinalrr (B. 103).
Die Zeichnung dazu machte Dürer ohne Zweifel nach
der Heimkehr von feiner Reife in die Niederlande zu
I) Dürers Briefe 43. Vergl, Heller,
S, 508 ff_, die genaueüe Befchreibung
des Blattes, deffen Unterfchrift der
bekannte Hexameter
oculos etc,
21115
Virgil :
Sic