Die hiarter
der
Zehntaufend.
faciebat anno domini 1508 Albertus Dürer Alemanusr. Die
tüchtige Zeichnung, die feine, ja zierliche Ausführung, die
Kraft und Tiefe der Localfarben täufcht über die grauen-
volle Bedeutung des Ganzen hinweg. Dazu hilft der kleinere
NIafsPrab und die klare Anordnung der Gruppen in der
reichen Landfchaft, während beifpielsweife Vittore Carpaccio
auf feinem grofsen Gemälde in der Accademia in Venedig
mit dem gleichen Gegenftande eine gar arge Verwirrung
angerichtet hat. Dürer hatte feine Compofition forgfältig
durchdacht. Schon ein Jahrzehnt früher, bevor er die Apo-
kalypfe vollendet hatte, diente f1e ihm zu dem Holzfchnitte 1),
auf welchem das Ganze bereits vorgebildet ift; nur erfcheint
der König dort nicht zu Pferde und der Märtyrerzug im
Hintergründe hat im Holzfchnitte die umgekehrte Richtung.
Dies Blatt diente vermuthlich dem Kurfürften als Grundlage
für feine Beflellung. Ein anderes aber ifi es nach Art des
Holzfchnittes eine Gefchichte kurz anzudeuten, ein anderes,
diefelbe Gefchichte im Oelgemälde ausführlich zu erzählen.
Bevor Dürer daran ging, verfuchte er daher die Compofition
zu vereinfachen und in blos zwei Plänen fo anzuordnen,
dafs es, Pcatt des überhöhten, ein Breitbild in Querformat
geben konnte; die feine treffliche Federfkizze, datiert 1507,
ward noch in der Sammlung Crozat von Caylus geftochen
und befindet flch gegenwärtig in der Albertina zu NVien.
Im Gemälde aber kehrte Dürer. ob nun freiwillig oder un-
freiwillig, doch wieder zu der fteileren Anordnung des alten
Holzfchnittes zurück, indem er Vorder- und Hintergrund
wieder fiärker auseinanderrückte und fo Raum fchaffte für
die Lückenbüfser. Dürer machte eben aus dem Stoffe, was
nur immer möglich war. Liefs fich in dem Maffenjammer
ein höherer Gedanke nicht durchführen, fo fuchte er feine
Stärke in einer Menge kleiner Meifterftückchen von Händen,
Gliedmafsen, Körperftelltingen. Ihre köitliche Vollendung
feffelt das Auge, lockt es zu näherer Betrachtung heran
Bartfch
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