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XIV.
den
Kaifers.
des
Dienßzen
Geftalten wie die trauernde Venetia (auf Nr. 89), die an die
Melancholie des Kupferftichs von 1514 gemahnt, oder das
liebende Weib mit den zwei Säuglingen (auf Nr. 93) gehören
zu den edelflen Erfindungen deutfcher Kunft. Die rieflgen
Lanclsknechte in ihren verfchiedenen Stellungen an den
Wagen und Mafchinen flnd fo rechte Vertreter des kraft-
ftrotzeilden Zeittypus; und die verfchieclenen Pferde lind
von einer fchlichten Vollendung, von einer Lebendigkeit
und einem Ebenmafs der Bewegung, wie fle in blofser Zeich-
nung ihresgleichen fuchen.
Ganz folgerichtig {ind jene Holzftöcke, welche den
Antheil Diirers am Triumphzuge bilden, faft fännntlich von
Nürnberger Holzfchneidern gefchnitten, die wiederum nur
ganz vereinzelt an den übrigen Abtheilungen des Zuges
befchäftigt warenyund zwar von Hans F ranckh, Wolfgang
Refch und vornehmlich von ]eronymus Andreze; von letz-
terem flammt z. B. der fogenannte kleine Triumphwagen
mit dem herrlichen Victoriagefpanne1). In allen diefen
Angelegenheiten war des Kaifers Vertrauensperfon in Nürn-
berg der Propft Melchior Pfintzing. Er wachte auch darüber,
dafs nicht von den für Maximilian gefertigten Holzftöcken
vorzeitig Abdrücke gemacht und unter die Leute gebracht
würden. So gefchah es im Jahre 1518, dafs Ptintzings Diener,
von einem Formfchneider darauf aufmerkfam gemacht, dem
I) Neudörffer, Nachrichten 47, er-
zählt, dafs der Kaifer in Nürnberg
gewefen fei, als Hieronymus nan ge-
dachtefn Dürers Triumphwagen, fo
kaiferlicher Majefiät gehöret, gearbei-
teta (larunter könnte in dem oben
erwähnten allgemeineren Wortfmne
nur der Triumphzug verilanden wer-
den, nicht der eigentliche Triumph-
wagen, der erß nach Maximilians
Tode gefchnitten wurde will Ihre
Majeftät damals allhier gewefen und
fafi täglich hinaus ins F rauengäfslein
zu ihm gefahren um feine künilliche
Arbeit zu fehena, daher dann ein
gemeines Sprichwort entflanden fei.
Diefe fo oft wiederholte Anekdote
leidet blos unter dem Umßande, dafs
Kaifer Maximilian feit 1512 bis zu
feinem Tode nachweisbar nicht mehr
in Nürnberg war, Zeugnifs dafür
das ofticielle Itinerar Kaifer Maxi-
milians I., deffen Publication durch
Prof. Victor v. Kraus in Wien noch
immer bevorßeht. Im Jahre 1512
aber kann Hieronymus noch nicht
für ihn gearbeitet haben.