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XIV.
Kaifers.
Dienßen des
den
freilich unerfreulichen Gemälde des Meifters anzuzweifeln.
NVaagen hielt das Bild nach einer älteren Auffchreibung in
feinem Nachlaffe früher unbefangen für echt und die Be-
merkung, es {ei vin der Art wie die Lucretia colorierta,
unteriititzt gar fehr die Meinung; eine fpätere Randbemerkung
erklärt es dagegen als eine FifcherTche Copie. Im Berliner
Mufeum befindet {ich eine alte Durchreibung nach dem ver-
muthlichen Original. Die Albertina befitzt ein Studium zu
dem Kopfe der heiligen Anna in kleinerem Mafsfiabe, fein
getufcht mit gefchwärztem Grunde und mit der guten Be-
zeichnung von 1519 auf einem kleinen, an der Ecke auf-
geklebten Stückchen Papier.
Ebenfo ungünfiig wie die gemalten Madonnen aus jenen
Jahren erfcheinen auch die in Kupfer geftochenen. Die
anmuthigfte darunter, Maria von zwei Engeln gekrönt von
1518 (B. 39), iPc noch nach älteren Vorfiudien gemacht,
wenigfiens ftammt die fchöne Pinfelzeichnung zur Drapierung
ihrer Knie in der Albertina bereits aus dem Jahre 1508;
fie ift auf grünem Grunde mit derfelben Sorgfalt ausgeführt,
wie die gleichzeitigen Studien zum Himmelfahrtsbilde. Der
erfie Entwurf zu dem Stiche, eine Federzeichnung in Bifter,
befindet {ich in der Sammlung J. Malcolms in London.
Dagegen erfcheint die Madonna von einem Engel gekrönt
von 1520 (B. 37) {teif und wenig befeelt. Die gröfsere
faugende Maria von 1519 (B. 36) und die ähnlich behandelte
Madonna mit dem Wickelkinde (B. 38) aus dem folgenden
Jahre {ind ohne befonderen Reiz und ohne Würde, ganz
aus dem bürgerlichen Leben gegriffen und nur durch
den fanften grauen Ton des Stiches ausgezeichnet. Duftiger
erfcheint der Eremit St. Antonius von 1519 (B. 58), der in
heiligem Frieden vor den Mauern von Nürnberg {itzt 1).
An Tiefiinn der Erfindung, an Zartheit der Ausführung und
Stimmung fchliefst {ich das kleine Blatt den. beften Kupfer-
{tichen der vorausgegangenen Jahre an. Dürer hat des-
1) Ueber das
frühere Studium
nahezu 20 Jahre
des Hintergrundes
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