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XIV.
den Dienfien
In
Kaifers.
des
man, auf einer Art von Triumphwagen fitzend, einen Kaifer
mit Scepter und Krone nur mit einem Halbmonde ftatt
des Kreuzes auf dem Reichsapfel den fahrenden Thron-
ftuhl zieht ein Bock und diefen wieder lenkt ein, das Stecken-
pferd reitender Amor am Barte; zur Linken erfcheint der
Erzengel Michael den Drachen beflegend, darüber der feg-
nende Heiland. Kampffcenen zwifchen Rittern und Lands-
knechten erläutern die Gebete in Kriegsgefahr. Wo von
der Verfuchung die Rede ift, da fpielt Freund Reinecke
auf der Flöte dem Hühnervolk auf, das begierig herbei-
flattert 1). Wo es heifst, clafs der Erdkreis des Herrn ift
und alle, welche denfelben bewohnen, da fieht ein martia-
lifcher Kalikute auf einem umgekehrten Löffel. Das uner-
fchrockene Gottvertrauen in allen irdifchen Stürmen bewährt
ein Biedermann, der ein grofses Buch auf den Knieen, fanft
entfchlummert ift. Zum vCantate domino canticum novunu
fpielt aus Leibeskräften eine Gruppe von Dorfmufikanten
auf ; und das Loblied auf die Jungfrau Maria, die im Aehren-
kleide betend dafteht, fmgt gleich einem Ständchen unten
ein Engelsknabe zur Laute, den Fufs zierlich auf eine krie-
chende Schnecke gefetzt i). Unter dem vTe deum laudamusr
reitet das bekleidete Chriftkind fegnend auf einem Efelein,
dem ein Engelchen fein Gewand auf den Weg breitet. Das
pJubilater endlich tanzen drei derbe Bauernpaare beim Klange
der Schalmei und beim Krähen des Hahnes.
Das Monogramm mit der Jahreszahl 1515 auf allen
diefen Blättern ift zwar falsch und fpäter erft von fremder
Hand bald an diefer bald an jener Stelle angebracht. Doch
ift darum an der richtigen Ueberlieferung des Jahres 1515
nicht zu zweifeln. Die Vollendung des Druckes am Schluffe
des Vorjahres und die oben angezogenen Briefftellen fprechen
dafür. Ein weiteres Zeugnifs bietet noch das Buchzeichen,
welches Dürer zu derfelben Zeit feinem Freunde Lazarus
N an der
I) VergL unfere Initiale
Spitze des VII. Capitels,
2) Vergl.
Anfange des
unfere Initiale A
folgenden Capitels.
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