Naturwunder.
Hoftrachten.
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anderen Holzfchnitten von Dürer, erfl fpäter in den Nieder-
landen hinzugefügt. Bis auf die neuefte Zeit lag Dürers
Holzfchnitt allen Abbildungen vom Nashorn zu Grunde.
Wenn folche mehr gelehrte Publicationen auch nicht
im ausdrücklichen Auftrage des Kaifers erfolgten, fo ver-
fehlten fie doch gewifs nicht, {ich bei demfelben befonderen
Beifalles zu erfreuen. Manches davon mag auch im Hinblick
auf die erhoffte kaiferliche Belohnung vom Meifter geleiftet
worden fein. Zu einem Auftrage des Kaifers felbft gehören
aber wohl die Skizzen von reichen, malerifchen Hoftrachten
in der Albertina, theils in Aquarell, theils blos in Feder-
zeichnung ausgeführt. Ein Mann in weitem, fchwarzen, gold-
verbrämten Sammetmantel linkshin fchreitend von 15171)
und ein anderer in einem ähnlichen, nur noch faltenreicheren,
ganz abfonderlich gefchnittenen Gewande von grauer Farbe
mit breiten, rothgoldenen Borden. Diefer erfcheint auf
dem einen Blatte in pathetifcher Stellung von vorne und
von der Seite dargeftellt, auf einem anderen noch von
rückwärts gefehen mit der Jahreszahl 1515. Die Bezeich-
nungen fmd zwar nicht gleichzeitig, dürften aber kaum irre
leiten. Es find offenbar Studien von höfifchen Prunk-
gewändern, die etwa burgundifcher Herkunft Waren.
Vor allem aber gehören hierher die berühmten Rand-
zeichnungen zu dem Gebetbuche des Kaifers Maximilian in
der königlichen Bibliothek zu München 2). Den lateinifchen
Text diefes Gebetbuches hatte der Kaifer eigens für feine
Perfon entweder felbft abgefafst oder doch abfaffen laffen.
Johann Schönsperger in Augsburg beforgte die Herftellung
der prächtigen grofsen Lettern und den Druck auf Per-
l) Facfunile in Farbenholzfchnitt:
Trachtenbilder von A. D, aus der
Albertina von F. W. Bader in Wien.
Feftpublication des k. k. öfterr. Mu-
feums, 1871. Zeitfchr, f. bild. K,
VI, 313.
2) Lithographiert von N. Strixner
1808 und feitdem wiederholt publi-
ciert, zuletzt von F. X. Stöger bei
G. Franz, München 1850 mit ein-
ggdrucktem Originaltext. Vergl, dar-
über Goethe in der Jenaifchen Litter.
Zeitung 1803 und die geißzreiche Bez
fprechung von W, Lübke, Deutfches
Kunftblatt 1850, S. 268-271.