Die Ehrenpforte.
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von Ländern und Provinzen, die ihm unterthan find. Ueber
den beiden kleineren Seitenthoren, der wPforte des Lobesr
und der vdes Adelsa fxnd auf 24 Feldern Darftellungen aus
der Gefchichte Maximilians angebracht, und darüber je ein
Spruchband mit den erklärenden Verfen von Stabius; es
lind meift Kriegsbilder oder Staatsactionen mit einer Fülle
von malerifchen Erfindungen und vortrefflich gefchnitten;
Der Reichthum an Darftellungen, wie an ornamentalem
Schmuck fpottet indefs jeder Befchreibung. Die Einheit des
ganzen Werkes und die Harmonie feiner Verhältniffe mufsten
durch die Ueberladung mit gelehrtem Stoff und mit künft-
lerifchen Einfällen nothwendig leiden. Am meiften fchlagen
noch die Erinnerungen an venetianifche Bauformen durch.
Fremdartig barock erfcheinen die gekuppelten Säulen mit
den willkührlicluen Anfchwellungen, Verjüngungen und Ein-
ziehungen. Bei dem grofsen Umfange des Werkes hat man
freilich felten Gelegenheit, es im Ganzen zu überblicken. Um
fo mehr ergötzt die flnnige, vortreffliche Behandlung des
Einzelnen. Die älteren Abdrücke vor der 1799 durch Adam
Bartfch veranflalteten Auflage llllCl fehr felten. Die Frage,
wann diefelben entflanden lind, bedarf erfl noch der Unter-
fuchung.
Die Ehrenpforte Kaifer Maximilians ifl das Grofsartigfte,
was jemals für den Holzfchnitt gefchaffen wurde. In jener
beifpiellofen Sicherheit, die nur ihm eigen War, zeichnete
Dürer mit Feder und Pinfel auf die Holzftöcke vor und
Hieronymus Andräe, der {ich an feiner Hand gebildet hatte,
fchnitt die Formen mit gleicher Genauigkeit nach 1). Er war
ja xunter den anderen Formfchneidern, auch in alledem,
das zum Werk gehört, der Gefchicktefte und Oberftee. Das
Riefenblatt ift nicht mit dem gewohnten Monogramme Dürers
bezeichnet, fondern es zeigt zur Rechten unten das lorbeer-
gekrönte Wappen des gelehrten Erfinders Stabius, dann das
l) Neudörffer, Nachrichten,
Vergl. Archiv f. zeichn, K. XII.
Neudörffer kannte Hieronymus
fönlich, nennt ihn
Hieronymus Röfch,
aber
irrthümlich