Maximilian
Nürnberg,
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hatte ihn einen vldeologene genannt, David Straufs einen
x-Romantiker auf dem Thron der Caefarena. Max war eine
durch und durch poetifche Natur. Was ihm in feinen vielen
Kriegen und Staatshändeln an wirklichen Erfolgen abging,
das erfetzte er durch eine glückliche, an dem Vollgefühle
feiner erhabenen Weltftellung genährte Phantafle. Seine
ausgefprochene Kunftliebe fand dadurch immer neue Nahrung.
Er war unermüdlich in der Schilderung feiner welthiftorifchen
Erlebniffe in Schrift und Bild. Sie follte nicht blos den
Gelehrten feines Hofes überlaffen bleiben. Der Kaifer febPc
fchrieb oder dictierte dazu Entwürfe und Verfe. Nach
feinen eigenen Angaben zeichnete Hans Burgkmair die
245 Holzfchnitte zum Weifskuning und fchrieb fein Geheim-
fchreiber Marx Treytz-Saurwein die Erklärung dazu. Melchior
Pfmtzing, der Probft zu St. Sebald in Nürnberg, dichtete in
demfelben Sinne den Theuerdank nach, zu Welchem Hans
Schäufelein die 118 Holzftöcke, der Buchdrucker Schöns-
perger in Augsburg in den Ausgaben von 1517 und 1519
die fchön gefchnittenen gothifchen Lettern lieferte l). Diefe
Ruhmbegierde, die unbefangene Freude an der Verherr-
lichung der eigenen Perfönlichkeit kennzeichnet Kaifer Max
Wiederum ganz als ein Kind feines Zeitalters. Niemand ift
ihm in diefer Beziehung fo wahlverwandt, wie fein Maler
Albrecht Dürer.
Dürer follte denn auch der Löwenantheil an den Auf-
trägen des Kaifers zufallen. Es galt eine Publication, die
alle anderen und alles, was der Formfchnitt bisher geleiflet
hatte, an Reichthum und Gröfse übertreffen follte. Die
gelehrten Rathgeber des Kaifers hatten mit der Herbei-
fchaffung des hiflorifchen Materiales vollauf zu thun. Sie
überboten fxch in kühnen Erfindungen, in fpitzfindigen Alle-
gorien und Anfpielungen. Der künfllerifchen Darflellung
Ward dabei das Unglaublichfce zugemuthet. Das ganze
I) Ueber die Schriften Maximilians
und die Ausgaben der illuftrierten
Bücher vergl. Mofel, Gefchichte
k. k. Hofbibliothek, 16H",
3x
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