Kaiferbilder.
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und fiimmt zu dem Bildniffe Sigismunds auf dem grofsen
Kaiferiiegel feiner Bullen. Dies und die eigenthümliche
Bügelkrone und die Königstracht mit grünem Unterkleide
laffen auf ein älteres authentifches Porträt fchliefsen, das
Dürer noch vorgelegen hat; vielleicht befand flch ein folches
auf dem oben erwähnten Gemälde von 1430. Er blickt
linkshin, die Augen fmd grau, der gefpaltene Knebelbart
und der Schnurrbart blond, die Haare kurz, die Nafe auf-
fallend lang und fpitz mit Pcark nach unten gerücktem
Buckel. Ein wenig anfprechendes, wo nicht abfiofsendes
Bild, als diente es zum Contraft gegen die edlen grofsen
Züge Kaifer Karls; weniger ein Pendant als eine Folie,
gleich Wie der Fuchs neben dem Löwen. Die Auffchrift
lautet:
Diefs Bild ift Kaifer Sigmunds Geflalt,
Der diefer Stadt (o mannigfalt
Mit fundern Gaben was geneigt.
Viel Heilthums, das man jährlich zeigt,
Das bracht er her gar offenbar
Der Kleinzahl vier und zwanzig jahr MCCCC-
Die Bilder lind leider nicht gut erhalten. Sie wurden
neuerer Zeit Rark übermalt, befonders Karl der Grofse.
Sigismund zeigt noch mehr von der urfprünglichen Aus-
führung; fie war ziemlich breit und nicht von der Sorgfalt,
ßdem grofsen F leifseß, wie feine Hauptbilder aus den vorher-
gehenden Jahren. Dem entfpricht auch die Bezahlung von
35 Gulden, I Pfund neue Pfennige und IO Schillinge, die
Dürer im Jahre 1512 vom Rathe dafür erhielt 1). Die
Vollendung der Kaiferbilder in diefem Jahre erklärt denn
auCh die auffallende Aehnlichkeit der Züge Karls des Grofsen
mit denen des kaiferlichen Gefchichtfchreibers, des Mathe-
matikers und gekrönten Poeten Johannes Stab oder Stabius,
der zu Anfang des Jahres I 512 mit Kaifer Maximilian nach
I) Copien von den beiden Kaifer-
köpfen befinden {ich in der k. k.
Thaufing, Dürer. II.
Wiexm
Sammlung in
S
Ambrafer