Reichskleinodien.
Kaiferbilder.
Die Reichskleinodien, der mit vielen Reliquien verfehene
Krönungsornat der Kaifer, welchen Nürnberg feit den Tagen
König Sigismunds aufbewahrte, ward alljährlich nach Oftern
dem Volke öffentlich zur Verehrung ausgeftellt. Der Freitag,
an dem dies gefchah, hiefs das Heiligthumfeit, auch kurzweg
das aHeiltunm. Man errichtete zu diefem Zwecke ein Ge-
Tilltc, den fogenannten wHeiltums-Stuhla auf dem Markte
VOr dem schopperTchen Haufe. In diefem Haufe felbft befand
{ich eine Kammer, in welcher die Heiligthümer über Nacht
verwahrt wurden; das Jahr über hingen fie in einem me-
tallenen Schreine unter dem Gewölbe der Spitalkirche. jene
Kammer im Schoppeffchen Haufe hatte der Rath bereits
1m Jahre 1430 mit einem Gemälde zieren laffen. Für die-
felbe Heiligthtimskammer erhielt nun Dürer den Auftrag
Huf zwei grofse Tafeln mit den Bildniffen Kaifer Karls des
Grofsen und König Sigismunds'). Bereits im Jahre 1510
rnufs er diefen Auftrag gehabt haben, fonft hätte er wohl
nicht die Gelegenheit zu einer Reihe genauer Studien nach
den Reichskleinodien wahrgenommen. Es fmd Federzeich-
nungen mit blauer Dinte, farbig laviert. Die eine zeigt einen
iitarken, bartlofen Mann im vollen Krönungsornate, das
bchwert in der Rechten, den Reichsapfel in der Linken mit
denUeberfchrift: vDas ift des heilgen grofsen keifer Karels
habltus 15104, in der Albertina; offenbar ein Entwurf zu
dfim Bilde, doch in ganzer Geflalti). Die anderen zeigen
einzeln: die Kaiferkrone mit einem röthlichen Kappenfutter
und den richtigen Infchriften rechts: REX SALOMON und
lmksi PER ME REGES REGNANT, den Reichsapfel, und
VOm Keichsfchwerte einen Theil mit dem Griff, dabei die
Infchflfti iDaZ ifl keifer Karls fchwert, awch dy recht gros,
Vncllfl dy kling eben als lang, als der firick, domit daz
Palner ä-Wffen punden iitr. Diefe Abbildungen der Infignien,
vfich früher auch die des Handfchuhes befand,
I) Baader, Beiträge l. 6; II. 6.
Vergl. über xHeiltuma Dürers Briefe,
x89,
2) Vergl. Heller H6,
Radiert von F. C, F avart
Nr, 123.
1818.