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XIII.
Der Künftler und
Menfch,
der
wahrfcheinlich. Das lehrt uns der Vergleich mit allen
anderen Bildniffen und Gemälden überhaupt, insbefondere
mit dem fo viel jugendlicheren Selbftporträte von 1498 in
Madrid. Meines Erachtens kann das Bild nicht vor 1503
und nicht nach 1509 entftanden fein; 0b etwa 1504 oder
1505 kann ich nur vermuthen. Das Original befand fich
die längfte Zeit und bis an's Ende des vorigen Jahrhunderts
auf dem Rathhaufe zu Nürnberg in der fogenannten Silber-
ftube. Dort fah bereits Carel van Mancler das Bild im
Jahre 1577. In feinem Gedächtniffe haftete insbefondere
die kunftvolle Behandlung des lang herabhängenden Haares.
Er nennt zwar auch fchon I 500 als das Jahr der Ausführung;
die Art aber, wie er das thut, fpricht eher gegen, als für
diefe Jahreszahl vDaffelbe war gemalt wie ich meine
anno 1500, da er ungefähr 30 Jahre alt warx. Obwohl
er alfo das Bild felbft in der Hand gehabt, fcheint er die
Jahreszahl 1500 nicht davon abgelefen, fondern blos nach
der beiläufigen Schätzung von Dürers Alter erfchloffen zu
haben. Möglicherweife iPc daher die Nachricht van Manders
weit entfernt, ein Zeugnifs zu fein vielmehr die Quelle
der erft fpäter auf das Bild gefetzten Jahreszahl Y).
Das hohe Selbftbewufstfein, welches alle jene Portrate
l) Van Mander, Het Schilderboeck,
Ed, 1618, fol, 132; nalS my wel vor-
staet gefien, en in myn handen ge-
hadt te hebben, doe ik daer was
A0 1577, het selfde was gedaen (als
ick meen) A0. 1500 doe hy ontrent
30, jaer oudt wasa.
2) Heller, 209, Nr, 7, Die Ge-
fchichte {einer Wanderung erzählt
man in Nürnberg folgendermaßen:
Der Maler und Stecher Kügner er-
hielt das Bildnifs vom Magiflrate
zum Zwecke des Copierens geliehen,
nachdem man vorfichtig die Rück-
feite der Holztafel mittelfl Siegels
und Bindfadens gekennzeichnet hatte.
Kügner fügte nun das Holz vorfichtig
durch, und leimte die authentifche
Riickfeite auf feine elende Copie, die
heute n0ch'auf dem Rathhaufe hängt.
Die Vorderfeite aber verkaufte er,
und Iie gelangte fchliefslich an König
Ludwig 1., bevor Nürnberg noch
baierifch wurde. Es giebt natürlich
noch viele andere Copien des fo be-
rühmten Bildniffes, Eine derfelben
ift neuefter Zeit mit der Sammlung
Suermondt an das Berliner Mufeum
gelangt nach amtlicher Schätzung
zu dem Preife von 50 Thlrn. Ob
diefelbe aus dem Ende des XVI.
Jahrhunderts, vermuthlich von Hans
Hofmann, flammt, oder gar wie
man in Nürnberg wiffen will aus
dem XiX von einem gewiiTen Rorich
Senior iit wohl gleichgiltig.