Münchener
Das
Selbßporträt.
berühmtc Hand hält in eigenthümlich gefpreizter Stellung
den Pelzrock über der Bruft zufammen und erlcheint hier
fehr ungünitig. Der Bart ift kurz und noch nicht fehr
kräftig. Die Ausführung ift ungemein forgfältig und fein,
insbefondere in Haar und Pelzwerk, doch nicht kleinlich.
Im Fleifche lind die grauen Schatten fehr zart vertrieben,
die weifsen Lichter breiter aufgefetzt. Man fleht unter der
dünnen Farbe noch hin und wieder die feinen Kreuzlagen
der Unterzeichnung, wie vom Metallftift
Freilich ift das Bild heute in fehr fchlechtem Zuftande.
Von feiner urfprünglich gewifs ganz hellen, klaren Färbung
ifl wenig mehr übrig. Uebermalungen und braune Firniffe
haben ihm das Anfehen eines fpäten, auf Helldunkel aus-
gehenden Niederlanders gegeben 1). Aus der fchwarzen
Uebermalung des Hintergrundes fchlagt rechts noch das
ehemals lichte, ausgefchweifte Täfelchen einer Infchrift durch
Die jetzige Infchrift darauf, wie auch das Monogramm und
dieJahYßSZahl 1500 lind falfch und mit Staubgold aufgemalti).
Das Jahr W00, Welches auch noch auf zwei andern Mün-
Cllener Dürerbildern in nicht ganz unbedenklicher Weife
vorkömmt, ift für diefes Selbftbildnifs Dürers durchaus un-
I) Unter den vielen Abbildungen
ift die beite, der Kupferftich von
Frangois Forfter, zwar treu, giebt
aber alle Formen abgeftumpft und
hart. Auch die Lithographie von
Strixner iPt noch fehr ungenügend,
Unfer Holzfchnitt ifi: nach den; Origi-
nal, doch mit Zuhilfenahme jener
beiden Reproductionen hergeftellt,
2) Zum Jubiläum 1871 that man
ihm noch die Unbill an, es zu wege-
nerierena d, h, zu pettenkofern,
3) Auch auf Foriters Stich, doch
etwas ungenau angedeutet.
4) Sie lautet: Albertus Durerus
Noricus ipsum me propriis hic effin-
gebam coloribus aetatis anno XXVlIl.
Eine Parallele dazu bildet ein Con-
Thaufing, Dürer. II.
cept Dürers in den Handfchriften des
Britifchen Mufeums III 25.IMAGO.
ALBERTL DÜRER. ALEMANI,
QVAM. IPSE. SVISIMEIXEFFINXLT.
MANIBVS. A, v, Zahn, Jahrbücher
f. K. I. 21. Die lnfchrift könnte
fomit die ungenaue Wiederholung
eines LITfIDTÜIIgIiChEU Wortlautes fein.
Auch die gefchweifte und ausgezackte
Form jenes übermalteu und noch
durchfcheinenden Täfelchens kann
ganz gut noch von Dürer felbft her-
rühren; man vergleiche nur die ba-
rocken, ähnlich ausgefchnittenen und
noch an den Enden eingerolltexl
Cartouchen an den Denkmälern Fig.
16 und 17 in Dürers vUnterweifung
der Meffungx von 1525.
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